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Madonna als Zensorin

■ Immer mehr Prominente versuchen ihre Darstellung in den Medien zu kontrollieren

New York (dpa) – Bevor Madonna kürzlich ihr Gesicht für die Titelseite des Rolling Stone hergab, stellte sie auf einer mehrseitigen Liste ihre Bedingungen, unter anderem reklamierte sie ein Einspruchsrecht beim Layout. Die Allüren der Popdiva sind kein Einzelfall. Immer häufiger machen PR- Agenten von Prominenten den Magazinen Auflagen, die vom Make-up bis zum verwendeten Kameraobjektiv reichen. Auch inhaltlich gewinnen Prominente zunehmend eine Art Mitspracherecht über ihre Imagepflege, berichtet die New York Times. So durfte Jerry Seinfeld, Hauptdarsteller der gleichnamigen TV-Kultserie, einen Artikel in Vanity Fair vor dem Erscheinen lesen und verschiedene Änderungen durchsetzen.

Fast alle Herausgeber geben zu, daß sie den Stars bei der Auswahl von Schreiber und Fotografen entgegenkommen. Manche räumen gar ihre Seiten gleich für eine unkommentierte Selbstdarstellung frei. „Das Machtgleichgewicht von Filmstars und Presse, die sich in gegenseitiger Abhängigkeit umwarben, hat sich verschoben“, bestätigt Chefredakteur Michael Caruso vom Magazin Details. Ursache ist der verschärfte Wettbewerb in der amerikanischen Presse. Nur mit berühmten Gesichtern auf dem Titel ist ein Blatt noch zu verkaufen, sagen Magazin-Macher und beklagen den Zeitgeist, der nach immer jüngeren Stars verlangt.

Zeitschriften, die Hofberichterstattung verweigern und bei Prominentenporträts ohne die Hilfe der Stars auskommen wollen, müssen ihren Preis zahlen. Das Magazin People hat sich damit oft die Sympathie der Agenten und damit den Zugang zu vielen Interviews verscherzt, sagt der frühere Chefredakteur Landon Y. Jones.

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