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■ VorschlagSupergroup des HipHop: Gravediggaz im Pfefferberg

Ein Viertel der Gravediggaz heißt RZA. Nicht schon wieder der Wu Tang Clan, stöhnt es jetzt entnervt von weiter hinten, und man möchte nickend zustimmen, schließlich hat die notorische Sci-fi- Gang überaus erfolgreich den eigenen Overkill durchgezogen. Aber dann sagt man auch: Immer noch besser als wieder Puff Daddy.

Andererseits haben auch die restlichen drei Gravediggaz-Viertel eine illustre Vergangenheit vorzuweisen: Prince Paul produzierte De La Souls richtungweisende LP „3 Feet High And Rising“, Frukwan war als Chefrapper bei Stetsasonic für das Jazz-Ding mitverantwortlich. Und Poetic hat früher als Too Poetic rumgegrummelt. Wir haben es hier also eher mit einer Supergroup zu tun als mit schnöden Wu-Ablegern. Was man allerdings nicht unbedingt hört, denn auch wenn RZA auf ihrer aktuellen Platte „The Pick, The Sickle And The Shovel“ nur einen Track produziert hat, treibt sich doch der halbe Clan mit rum. Außerdem nahm das vier Jahre alte Debüt der Gravediggaz in gewisser Weise die B-Picture- und Sci-fi-Ideen des Clans vorweg. Da spritzte das Blut, knarzten düstere Treppenhäuser und stand der Untergang des Abendlandes unmittelbar bevor. Später stellte sich zwar raus, daß Prince Paul nur sauer war, weil seine Plattenfirma ihn rausgeschmissen hatte, aber Horrorcore war geboren. So nannten sie das jedenfalls damals. Allerdings ging der fast so schnell wieder unter, wie er aus der Gruft gestiegen war.

Heutzutage hören sich die Gravediggaz zwar lange nicht mehr so bedrohlich an, aber damit halt auch eher wie der Wu-Tang-Ältestenrat. Da klingelt und daddelt es im Hintergrund, bröckeln die Beats und schleifen die Samples wie ein kaputter Kassettenrecorder, während einige der besten Rapper, die dieser Planet zu bieten hat, eben rappen. Absurderweise allerdings fallen ausgerechnet bei den Gravediggaz, die bisher nach dem Wir-treffen-uns-alle-drei-Jahre-und- machen-mal-was-Prinzip arbeiteten, sowohl Sound als auch Songs weniger auseinander als beim Wu-Mutterschiff und seinen unüberblickbaren Soloflügen. Thomas Winkler

26.5., 21 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Prenzlauer Berg

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