: Mit Met und Morgenstern
Das Störtebeker-Fest verwandelt den sterilen Hamburger Rathausmarkt für vier Tage in einen mittelalterlichen Marktplatz ■ Von Stefan Tomik
„Kommet herbei und staunet!“ Der Gaukler ruft, Trompeten-Fanfaren ertönen, die Menschen strömen herbei – und staunen: Mit seinen Jonglage-Tricks hält der buntgekleidete junge Mann das Volk in Atem. In Hütten, Buden und Wagen bieten fahrende Händler ihre Waren feil. Rauchschwaden wabern durch die Luft, es wird gebacken, gebraten und geräuchert. Die Marktleute tragen Kleidung aus Tuch, Fell und Leder. Mittelalterliches Marktgeschehen beim Störtebeker-Fest – vor dem Rathaus mitten in Hamburg.
In seinem kleinen Zelt sitzt „Old Henry“ und liest, was in den Händen der Menschen geschrieben steht. Dreißig Silberlinge kostet es, damit der 75jährige Zukünftiges enthüllt. Nebenan drehen Sklaven mit Muskelkraft das Holzriesenrad. Drinnen sitzen Kinder, die um so vergnügter juchzen, je rabiater sich die Sklaven in die Riemen legen. „Allerley verschieden Fisch“ wird an einem anderen Stand lauthals angepriesen. Dazu paßt – vier Silberlinge – ein Kräuterfladen aus dem Holzbackofen. Der Umrechnungskurs Silberlinge/Mark liegt derzeit bei eins zu eins.
Vor allem Sammler und Rollenspieler fachsimpeln am Stand von Volker Kunkel über mittelalterliche Waffen. Der verkauft handgeschmiedete Schwerter, Schilde und Vorderlader. Sogar die „Nahkampf-Axt“ und der Morgenstern können hier erworben werden – „ganz ohne Waffenschein“.
Im Trinkhorn schenkt Holger Worm „Met“ aus, Honigwein, der im Kupferkessel über dem Feuer heißgemacht wird. „Met ist das älteste alkoholische Getränk“, sagt Worm und stößt an. Da klingelt sein Handy und bereitet der Zeitreise ein jähes Ende. Der Wikinger von heute ist eben immer und überall erreichbar.
Das Störtebeker-Fest läuft noch bis Montag, jeweils 11 bis 21 Uhr.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen