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Besetzt, geräumt und liegengelassen

■ Zehn Jahre nach der Besetzung und Räumung des Kubat-Dreiecks findet sich nördlich der Bellevuestraße noch immer eine Brache

Zehn Jahre nach dem Ende der Besetzung des „Kubat-Dreiecks“ sieht es dort nur wenig anders aus als am Tag nach der Räumung durch die Polizei am 1. Juli 1988. Das Gelände am Potsdamer Platz ist eingezäunt. Ein paar Sandberge türmen sich auf dem Areal zwischen der Ebert-, Lenné- und Bellevuestraße. Statt der großen Pfützen, die damals Wasserwerfer hinterließen, findet sich ein kleiner See am Rand des Geländes. Und anstelle des einstigen Hüttendorfs stehen jetzt neue Provisorien: Baucontainer für die Arbeiter und Planer der Sony-Baustelle gegenüber.

Doch aus dem Blickfeld haben die politischen und baulichen Planer das Gelände nicht gelassen. Zwar wurde nach dem Fall der Mauer die Realisierung der Westtangente gestoppt. Das Lenné- Dreieck hingegen bezog der Senat 1991 in den städtebaulichen Wettbewerb „Potsdamer Platz“ mit ein, dessen Konzept die Verdichtung der früheren Stadtmitte vorsieht. Entschieden ist, daß entlang der Bellevuestraße einmal ein Park als „Grünkeil“ bis zum Potsdamer Platz geführt wird und die anderen Flächen mit Hochbauten zum Platz und kleineren Gebäuden an der Kante zum Tiergarten gestaltet werden sollen.

Daß auf dem Lenné-Dreieck bis dato noch keine Bauvorhaben entstanden sind, so Gerhard Stanierowski von der Senatsbauverwaltung, „hat mit dem Tunnelbau und dem unterirdischen Regionalbahnhof zu tun“. Erst nach der „Deckelung“ der Röhren und der Verkehrsbauwerke im Jahr 2000 könne damit gerechnet werden, daß konkrete Schritte zur Bebauung eingeleitet würden.

„Konkrete“ Planungen allerdings sind dürftig: So steht lediglich fest, daß nach dem Abschluß der Tunnelarbeiten Hans Kollhoff für die Dellbrückbank ein 60 Meter hohes Kopfgebäude am Potsdamer Platz hochziehen soll. Außerdem, sagt Stanierowski, befinde sich die Bauverwaltung „im Gespräch mit dem Bundesverband öffentlicher Banken“, die im Norden des einstigen Besetzergrundstücks einen Bau anvisieren.

Der eigentliche Großinvestor, der Hertie-Konzern, der nach Auskunft der Bauverwaltung „sich im Besitz großer Flächen auf dem Grundstück befindet, hat keine aktuellen Planungen vorgelegt“. Vielmehr sei zu vermuten, daß der Kaufhausriese angesichts mangelnder Renditeerwartungen sich teilweise seiner Grundstücke entledigt. Rolf Lautenschläger

Berliner Thema Seite 26

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