: Es wird dünn für Detlef Dzembritzki
■ SPD-Chef muß um Wiederwahl bangen. Momper-Kandidatur unklar
SPD-Parteichef Detlef Dzembritzki muß um seine Wiederwahl bangen. Der Vorsprung des führungsschwachen Parteivorsitzenden gegenüber seinem Herausforderer Hans-Georg Lorenz ist wenige Tage vor dem SPD- Wahlparteitag am Freitag und Samstag knapp geworden. Nach Einschätzung des amtierenden Landesgeschäftsführers Norbert Meisner hat Dzembritzki nur noch einen Vorsprung von etwa zwanzig Stimmen.
Für Spannung sorgen auch Spekulationen um eine Kandidatur des früheren Parteichefs Walter Momper. Momper war als dritter Kandidat ins Spiel gebracht worden, nachdem er von den Kreisverbänden Weißensee und Prenzlauer Berg nominiert worden war. Momper will sich erst auf dem Parteitag erklären. Parteiintern wird allerdings nicht erwartet, daß Momper kandidiert. „Ich rechne nicht damit“, erklärte gestern der amtierende Landesgeschäftsführer Meisner, der nach dreimonatiger ehrenamtlicher Tätigkeit am Samstag zur Wahl steht.
Zwar ist die Unzufriedenheit der Parteibasis mit beiden Kandidaten groß. Momper könnte sich in dieser Situation als die Alternative präsentieren. Doch würde er mit einer Kandidatur auch ein hohes Risiko eingehen. Momper, dem Ambitionen auf die Spitzenkandidatur für die Abgeordnetenhauswahl 1999 nachgesagt werden, könnte diese im Falle eines Scheiterns abschreiben.
Dzembritzki, der dank eines sicheren Listenplatzes nach der Wahl im Herbst in den Bundestag einziehen und die SPD aus Bonn fernsteuern würde, kann auf die Unterstützung von SPD-Fraktionschef Klaus Böger und des rechten Parteiflügels zählen. Der innenpolitische Sprecher der SPD- Fraktion, Hans-Georg Lorenz, hat sich vor allem eine stärkere Profilierung der Partei auf die Fahnen geschrieben. Er kann mit den Stimmen des linken Flügels rechnen.
Für die vier Stellvertreterposten kandidieren erneut Christine Bergmann, Hermann Borghorst, Monika Buttgereit, Klaus-Uwe Benneter. Für die Beisitzerposten gibt es zahlreiche Neuanwärter, darunter Kerstin Raschke, Iris Spranger, Kenan Kolat, Monika Wissel, Swen Schulz und Matthias Linnekugel. Mit Kampfabstimmungen ist daher zu rechnen.
Der Parteitag, dessen Motto „Wechsel in Deutschland – Aufschwung für Berlin“ lautet, steht im Zeichen des Bundestagswahlkampfs. Die Eröffnungsrede am Freitag abend wird sich mit den Auswirkungen der Bonner Politik auf Berlin beschäftigen. Danach nominieren die 320 Delegierten die Berliner Europaabgeordneten, Dagmar Roth-Behrendt und Christof Tannert. Den Delegierten wird außerdem ein Papier von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder vorliegen, das Lösungen für innerstädtische Problemgebiete vorschlägt. Das Papier, das bereits Bekanntes zusammenfaßt, wurde vom Landesvorstand bereits beschlossen. Dorothee Winden
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