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Transparenz mit Turnhallencharme

Entwürfe für das Altonaer Rathaus der Zukunft präsentiert  ■ Von Heike Haarhoff

Die Holzvertäfelung an den Wänden erinnert an eine Saunaverkleidung, die nachträglich eingezogene Zwischendecke könnte ein Schnäppchen aus dem Baumarkt gewesen sein. Nur noch „Turnhallencharme“, seufzte gestern Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD), habe der Kollegiensaal seines Rathauses zu bieten. Lieblose Umbauten haben den einst repräsentativen Saal aus dem 19. Jahrhundert mit seinen einst imposant hohen Decken verschandelt. Trotzdem muß das Altonaer Parlament hier tagen – einen zweiten Sitzungssaal hat das Verwaltungsgebäude nicht zu bieten.

Grund genug für Hornauer, zum diesjährigen 100. Geburtstag des Altonaer Rathauses nicht nur die Außenfassade weiß tünchen zu lassen, sondern auch für das Innere des Gebäudes die architektonische Frage zu stellen, „wie das Rathaus der Zukunft aussehen könnte“. Mit Skizzen und Modellen geantwortet haben ihm elf Studentengruppen des Fachbereichs Architektur der Fachhochschule Hamburg. Gestern wurden die vier besten Entwürfe dieses Ideenwettbewerbs mit je 1500 Mark prämiert.

Das „Leitziel“ war, so Hornauer, ein „geöffnetes, transparentes“ Rathaus in den bestehenden Mauern zu gestalten, das der Dienstleistungs- und Kundenorientierung im 21. Jahrhundert gerecht wird. Die langen Flure und geschlossenen Türen, vor denen sich das Publikum im 240.000-Einwohner-Bezirk vor Standesamt, Sozial- oder Einwohneramt drängt, seien „dysfunktional“ und entsprächen nicht mehr „unserem gewandelten Verständnis von Demokratie“.

Die Studenten Arps, Landwehr und Rasche, Hornauers Favoriten, wollen den schmucken Innenhof des Rathauses öffentlich zugänglich machen. Er soll mit einer Milchglaskuppel überdacht werden (Foto), unter der gastronomische Betriebe den frisch vermählt aus dem Standesamt Schreitenden ein Gläschen Sekt reichen könnten.

Andere Preisträger schlagen vor, den Kollegiensaal durch weitere Zwischendecken und Trennwände umzubauen, um mehr Kommunikationsräume zu schaffen. Möglich wäre auch, das Rathaus hierzu aufzustocken. Pfiffig fand Preisrichter und Architektur-Professor Peter Michelis den Entwurf von Claus Quast und Christian Reinecke: Sie planen unter dem „Altonaer Balkon“ eine Tiefgarage, damit das Rathaus nicht länger zugeparkt wird.

Ein Mix aus den vielen Ideen soll umgesetzt werden, sobald der Bezirk über das nötige Geld zum Umbau verfügt. Weil das dauern kann, setzt Hornauer auf Sponsoren und Mäzene. Helfen könnte auch die neue privatwirtschaftlich operierende Gebäudeverwaltungsgesellschaft, in die die Stadt aus haushaltsrechtlichen Gründen in diesem Jahr sämtliche stadteigenen Verwaltungsgebäude überführen will: „Ein solcher Vermieter muß stärker darauf achten, daß sein Gebäude optimal genutzt wird.“

Ausstellung der Entwürfe am 22.8., 11 - 18 Uhr, Rathaus Altona

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