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Mobbing unter Sozialdemokraten

■ Umweltsenator Peter Strieder löste den Leiter der Öffentlichkeitsarbeit ab, der intern Kritik am Chef übte. Stimmt nicht, die Verwaltungsreform ist verantwortlich, sagt der Pressesprecher

Als die resolute Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien 1981 nach dem CDU-Wahlsieg ihr Amt antrat, rief sie als erstes den Pressesprecher der vormals sozialdemokratisch geführten Behörde zu sich. „Sie können gehen. Ich habe meinen eigenen Sprecher“, lautete die barsche Dienstanweisung. Ein Jahr saß der Ex-Sprecher danach unbeschäftigt an seinem Schreibtisch, bis er zur Umweltverwaltung wechselte.

Der geschaßte Sprecher hieß Dolf Straub und war bis vor wenigen Tagen der Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit beim Senator für Umwelt und Stadtentwicklung. Jetzt hat Straub ein Déjà-vu- Erlebnis – diesmal aber unter Genossen. Senator Peter Strieder (SPD) hat den Sozialdemokraten Straub nämlich seines Amtes „mit sofortiger Wirkung“ enthoben. Bei vollem Gehalt, so ist aus der Umweltverwaltung zu hören, wurde Straub in die Abteilung Technologie, Energie und Umweltpolitik versetzt. Die Öffentlichkeitsarbeit wird jetzt vom Pressesprecher Joachim Günther mitverwaltet.

Wie es zum Zerwürfnis kam, dazu will Dolf Straub nichts sagen. In der gesamten Verwaltung ist es freilich kein Geheimnis, daß zwischen Straub und Strieder die „Chemie nicht stimmte“. Einen aktuellen Konflikt habe es nicht gegeben, sagte Pressesprecher Günther, gibt aber zu, daß es zuweilen „Kabbeleien“ zwischen Strieder und Straub gab. Seit längerem aber sei im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform bereits die Zusammenlegung von Pressestelle und Öffentlichkeitsarbeit geplant gewesen, versichert Günther. Deswegen habe es nur einen Leiter geben können. „Daß der Senator mit mir besser zurechtkommt, das ist schon klar“, begründet Joachim Günther die Entscheidung zu seinen Gunsten.

Öffentlichkeitsarbeiter Straub hat sich des öfteren kritisch über die zuweilen eitle und konzeptionslose Selbstdarstellung des Senators geäußert. Mitarbeiter erinnern sich, daß Straub auf einer Personalversammlung der Umweltverwaltung den Senator öffentlich kritisiert und korrigiert hat. Strieder revanchierte sich. Straub wurde zuerst die Organisation des „Stadtforums“ entzogen – ohne Rücksprache, wie Mitarbeiter sagen.

Im vergangenen Herbst mußte Straub auch die organisatorische Federführung des „Metropolis- Kongresses“ abgeben, zu dem sich Vertreter von über hundert Weltstädten von Nairobi bis Tokio in Berlin trafen. Aktueller Anlaß der Abberufung soll eine vertauschte Akte gewesen sein: Strieder erhielt aus Versehen eine Notiz, in der Straub über die Inkompetenz seines Senators klagte. Gerd Nowakowski

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