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Diskriminierung wider die Bibel

Das Verbot der Frauenweihe steht im Gesetz: Canon 1024 des „Codex Iuris Canonici“ (CIC) des katholischen Kirchenrechts stellt knapp fest: „Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.“ Das „Lexikon für Theologie und Kirche“ schreibt, ob „diese Ungleichheit begründet ist, muß theologisch dargetan werden“. Der Streit ist offen.

Klare Aussagen trifft die Bibel nicht. Der Vatikan argumentiert hauptsächlich mit der Tradition der katholischen Kirche, die eine Weihe von Frauen nicht zulasse. Jesus habe als Jünger eben nur Männer und keine Frauen berufen, heißt es in der Erklärung „Inter insigniores“ der Vatikanischen Glaubenskongregation von 1976: „Niemals ist die Kirche der Auffassung gewesen, daß die Frauen gültig die Priester- oder Bischofsweihe empfangen können.“

Schon damals unterschlugen die römischen Theologen den internen „Bericht der Päpstlichen Bibelkommission“, die mit Mehrheit zu dem Ergebnis kam, die biblischen Stellen reichten nicht aus, um den Ausschluß der Frauen zu begründen. Im Gegenteil, die Kirche könne Frauen ordinieren, „ohne gegen die Intentionen Jesu Christi zu verstoßen.“

Unter TheologInnen gilt die Verweigerung der Frauenweihe als Fortsetzung der jahrhundertealten frauen- und leibfeindlichen Politik aus Rom. Sie verweisen darauf, daß es in der Urkirche Priesterinnen und Bischöfinnen gegeben habe.

Der vermeintliche Schlußstrich der römischen Kurie unter das Thema Frauenordination, das 1994 mit dem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ gezogen werden sollte, hindert nicht an weiterer Diskussion. 1997 veröffentlichten US-amerikanische Theologen eine Studie unter dem Titel „Tradition and the Ordination of Women“, in der sie dem Vatikan widersprachen. Daß Jesus keine Frauen berufen habe, heiße nicht, daß er nie Priesterinnen gewollt habe. Die deutsche Theologin Elisabeth Schüssler- Fiorenza kommt zu dem Schluß, der Ausschluß von Frauen sei nicht „von Schrift, Tradition und Theologie gefordert, sondern durch kirchlich-patriarchalische Strukturen bedingt“. Besonders gefährlich werde es, weil der Vatikan die Frauenordination zum Glaubensgrundsatz erhebe und damit abweichende Meinungen in die Nähe der Ketzerei rücke.

Die protestantischen Kirchen weihen schon lange Frauen zu Priesterinnen. 1992 berief die Nordelbische Kirche Maria Jepsen zur ersten lutherischen Bischöfin in Deutschland. Die anglikanische Kirche, dem Vatikan sonst relativ nahestehend, entschied 1988, in Zukunft Frauen als Priesterinnen einzusetzen. 1994 weihte sie die ersten Pfarrerinnen.

Den größten Schock in jüngster Zeit erlitt der Vatikan 1996: Im „Pfingstereignis“ weihte die altkatholische Kirche in Konstanz zwei Frauen zu Priesterinnen. Nach katholischer Überzeugung sind die Priesterweihen der Altkatholiken gültig – so betrachtet, hat also die katholische Kirche seit 1996 die ersten Priesterinnen. bpo

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