: Fisch-Messe mit nachdenklichen Tönen
■ 750 Aussteller aus 70 Ländern auf der „Fisch 98“ / Warnungen vor Überfischung / Greenpeace protestiert gegen Schleppnetze
Unter der Glasscheibe blinken in frischem Rot Langustenschwänze neben rosigen Krabben, dazwischen setzt gelbliches Muschelfleisch Akzente. Aber die farbenfrohen Appetitanreger sind nur Dekoration, Blickfang am Stand von Krabben-Bremer und werden nach den vier Tagen der „Fisch –98 International & Seafood Europe“ vernichtet. Der Betrieb hat seine paar Quadratmeter auf dem schmucken Gemeinschaftsstand der „Seestadt Bremerhaven“ in der Messehalle 5. „Wir erwarten hier kaum Neukunden, aber pflegen unsere Kontakte“, sagt der Chef Hans-Gustav Bremer.
Zum Treff mit anderen Experten aus allen Bereichen, die auch nur entfernt mit Fischerei, Fischhandel und Fischverarbeitung zu tun haben, sind 750 Aussteller aus 70 Ländern zur Fachmesse nach Bremen gekommen. Von Verpackungspapier bis zum Aquarium für lebende Lobster, von der Eismaschine bis zur Fischkonserve, von den tropischen Fischen Senegals bis zum Lachs aus Irland reicht die Palette. Ein besonderer Schwerpunkt bildet in diesem Jahr der Einsatz von Informationstechnik. Fischhandel im Internet und elektronische Fischauktionen werden präsentiert.
Vor den Messehallen protestierten Aktivisten von Greenpeace mit einem riesigen Netz, das sie auf der Bürgerweide vor der Messefront gespannt hatten, gegen den Einsatz von Treibnetzen in der Fischerei. In der EU seien Netze mit bis zu 2,5 Kilometern Länge erlaubt, besonders im Mittelmeer fingen illegale Netze auf bis zu 20 Kilometern Delphine, Wale, Haie, Schildkröten und andere Meerestiere ab. Aber auch in den Messehallen hat Greenpeace einen Stand aufgebaut, die Umweltschützer suchen den Kontakt zur Fischwirtschaft.
„Bei manchen laufen wir offene Türen ein“, sagt Greenpeace-Mann Ralf Sonntag. Viele in der Branche hätten eingesehen, daß angesichts leergefischter Meere auch ihre Existenz bedroht sei. Auch der Staatssekretär im Bundesernährungsministerium, Franz-Josef Freiter, warnte bei der Messeeröffnung, die wachsende Nachfrage nach Fisch verursache die Gefahr der Überfischung.
Obwohl viele in der Branche das Problem sehen, reagieren manche Firmen wie gehabt: Sie expandieren. Greenpeace prangert an, daß viele Länder ihre Flotten immer weiter auf Fangfahrt schickten, zur Zeit seien Europäer nicht nur im sensiblen Nordmeer, sondern auch vor den Küsten Mauretaniens aktiv und bedrohten dort die Grundlagen der einheimischen Fischer. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen