Fußball WM 98 in Frankreich: Gruppe F
■ Deutschland
Deutscher Fußball-Bund
Trainer: Hans-Hubert Vogts, ein kleiner Herr mit etwas schütterem Haar. Ißt gerne Quark, war früher für seine Deckungstreue bekannt, wählt heute zugegebenermaßen CDU und hat sich mit viel Fleiß den Respekt der Nation erworben.
Stärken: Die Mannschaft kann sich im Verlauf eines Turniers von Sieg zu Sieg hangeln, ohne hochklassigen Fußball zu bieten.
Star: Laut Trainer Vogts die Mannschaft. Ansonsten: Goldener Goal- Schütze Oliver Bierhoff, der zu alter Frische erwachte Libero Lothar Matthäus sowie Frankreich-Experte Andreas Köpke.
Der Joker: Olaf Marschall. Schoß schon Kaiserslautern zur Meisterschaft und steht immer richtig. Selbstbewußt, natürlich, erfolgreich.
Prognose: Zuzutrauen ist dem Team alles – bis zum Viertelfinale.
USA
US Soccer
Trainer: Steve Sampson galt einst als „Notlösung“ und hat inzwischen die erfolgreichste Bilanz aller US-Nationaltrainer aufzuweisen (25 Siege in 56 Spielen). Hat nie als Profi gespielt und ist trotz seiner Erfolge umstritten.
Stärken: Die Fähigkeiten von Reyna, Wynalda oder Stewart, gepaart mit amerikanischem Optimismus und Kampfkraft, verschaffen dem Team durchaus Klasse.
Star: Torhüter Kasey Keller, der schwer zu überwinden sein wird.
Der Joker: Eddie Pope, der erste hochtalentierte Kicker, den die MLS hervorbrachte. Nüchterner, kopfballstarker Innenverteidiger, der inzwischen von mehreren europäischen Klubs umworben wird.
Prognose: Aus in der Vorrunde, obwohl Coach Sampson sogar das Viertelfinale anpeilt.
Jugoslawien
Fudbalski Savez Jugoslavije
Trainer: Slobodan Santrac kam nach dem Boykott eher zufällig zu seinem Amt, das er seither überaus erfolgreich bekleidet. Wird oft als „Handlanger der Stars“ bezeichnet.
Stärken: Von den Namen her eine der stärksten Mannschaften des Turniers. Alles ausgeprägte Ballkünstler, die sich aber des öfteren durch übermäßige Verspieltheit um den Erfolg bringen.
Star: Predrag Mijatovic. Schoß Real Madrid zum Champions-League-Titel und träumt vom Finale gegen Frankreich.
Der Joker: Dejan Stankovic, einer der wenigen, die noch in der Heimat spielen (Roter Stern Belgrad). Hochtalentierter Mittelfeldmann, großartige Ballbehandlung.
Prognose: Achtelfinale, wenn Spielkunst und Temperament sinnvoll verbunden werden können.
Iran
IR Iran Football Federation
Trainer: Jalal Talebi ist nach Valdir Vieira und Tomislav Ivic bereits der dritte iranische Nationalcoach in diesem Jahr, kam nach der peinlichen 1:7-Schlappe beim AS Rom und gilt als Anhänger disziplinierter Spielweise.
Stärken: Spielt mit dem Schwung der Qualifikationsbegeisterung. Technisch enorm stark, jedoch Disziplinschwächen.
Star: Karim Bagheri, Ali Daei und Khodad Azizi haben in der Heimat Heldenstatus und in der Bundesliga dazugelernt.
Der Joker: Rechtsaußen Mehdi Mahdavikia, von diversen Bundesligisten umworbener, ebenso schneller wie wendiger Außenstürmer.
Prognose: Kann zum Überraschungsteam in Gruppe F avancieren, wenn im ersten Spiel gegen Jugoslawien die Sensation gelingt.
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