Kullas neuer Job als Treuhänder

■ Hasso Kulla (SPD) soll Gesellschafter eines Ausbildungsverbundes werden / Einlage zahlt der Arbeitssenator / Abgeordnete und Deputierte empört

Eine vierseitige Vorlage für die morgige Sitzung der Arbeitsdeputation sorgt für Zoff. Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) will einen Ausbildungsverbund Bremen-Nord gründen. 20 Auszubildende aus kleineren Betrieben der Metallbranche sollen in der ehemaligen Werkstatt des in Konkurs gegangenen Schiffbaukonzerns Vulkan Teile der Ausbildung absolvieren können, wenn ihre Lehrherrn dazu nicht in der Lage sind. Beckmeyer will mit dem Verbund kleinere Betriebe, die aus Kostengründen nicht ausbilden, animieren, Lehrlinge einzustellen. Soweit, so harmlos.

Für Empörung sorgt allerdings die Finanzierung und die Wahl der Gesellschafter: Neben der Stahlbau Nord GmbH und der Nehlsen GmbH soll der frühere Vulkan-Betriebsrat und SPD-Genosse Hasso Kulla als Treuhänder in den Verbund einsteigen. Seinen treuhänderischen Geschäftsanteil von 17.000 Mark will der Arbeitssenator zahlen. Kulla soll als „Platzhalter“ einspringen, bis ein drittes Unternehmen gefunden ist. Der Ausbildungsverbund soll außerdem eine Finanzspritze von 350.000 Mark als Starthilfe bekommen – wofür das Geld benötigt wird, verrät die Vorlage nicht. „Filznummer“, schimpft der Arbeitsdeputierte Klaus-Dieter Möhle (Grüne). Eine Initiative von ehemaligen Vulkan-Meistern, die eine Ausbildungswerkstatt anschieben wollten, sei an der Bürokratie gescheitert. „Jetzt kommt Kulla und plötzlich geht es?“ fragt sich Möhle. Die Maßnahme sei „an sich gut“. „Aber was hat Hasso Kulla da zu suchen? Das müßten neue, unabhängige Leute machen.“ Der Meinung ist auch Elke Kröning (AfB): „Ausbildungsverbunde sind gut. Aber wenn es nur zwei Partner gibt, sollte man es zunächst dabei belassen und keine Pöstchen für Abgeordnete schaffen.“ „Warum ausgerechnet Hasso Kulla mit ins Boot soll“, kann auch Arbeitsdeputierter Uwe Siefert (CDU) nicht verstehen. „Als SPD-Abgeordneter und ehemaliger Vulkan Betriebsrat sieht das schon komisch aus.“ „Die alten Vulkan-Seilschaften müssen aufhören“, fordert auch Arbeitsdeputierter Helmut Zachau (Grüne). „Herr Kulla hat jetzt einen Job und ist außerdem Politiker. Das muß man sauber trennen. Das sieht nicht sehr anständig aus.“

Beckmeyers Sprecher Jörg Henschen versteht die Aufregung hingegen nicht. Auf die Frage, warum ausgerechnet Kulla den dritten Gesellschafter stellen müsse, hat er eine einfache Antwort: Kulla habe einen guten Namen in Bremen-Nord und wäre daher die ideale Besetzung, Betriebe anzuwerben. Das könnte Kulla allerdings auch, ohne Gesellschafter zu sein. Um das Projekt auf eine „breitere Basis“ zu stellen, müßten drei Unternehmen her, so Henschen weiter.

Der Frage, was geschieht, wenn kein drittes Unternehmen gefunden wird, weicht Henschen aus. „Ich gehe davon aus, daß wir einen finden.“ Auch Kulla ist zuversichtlich. „In ein paar Wochen habe ich einen neuen Gesellschafter, dann bin ich raus“, verspricht er und kommt auf eine Befürchtung zu sprechen, die hinter vorgehaltener Hand die Runde macht, seitdem der gelernte Schiffbauer über seine guten Verbindungen in der Abteilung für Marketing und Pressearbeit bei der Betriebskrankenkasse Unterweser untergekommen ist: „Das ist eine gemeinnützige GmbH, ich verdiene da keinen Pfenning dran, und ich will auch später, wenn ein neues Unternehmen gefunden ist, nicht Geschäftsführer oder Angestellter werden.“ kes