: Konfessionelles Kunststück
Morgen steigt zum ersten Mal eine lesbische CSD-Party in einer Hamburger Kirche. Organisatorinnen erwarten 700 Gäste ■ Von Tina Fritsche
„Na klar ist das was besonderes, schließlich wurde ich hier getauft.“ Anne ist waschechte St. Paulianerin, und sie ist Lesbe. Daß die Frauenszene morgen die lesbisch-schwule CSD-Feierwoche mit einer Party in der St. Johanniskirche einläutet, ist nicht nur für sie einzigartig. Denn Lesben und Kirche unter einen Hut zu bringen, gilt nach wie vor als konfessionelles Kunststück. Den Organisatorinnen der Astoria Dancehall und dem Frauenkneipen-Team ist es gelungen – wenn auch nur für eine Nacht.
„Die Kirche als lesbische Partylocation – das ist wie die Erfüllung eines Kindheitstraums“, schwärmt Ivonne zum Felde, eine der sieben Organisatorinnen. Neu ist die Idee vom Tanz im Gebetsraum allerdings nicht. Drum'n'Bass und Hip-Hop statt Orgel und Chor locken eine neue Klientel in die Kirchen, deren Kassen sich nicht mehr so leicht füllen lassen wie früher.
„Wir arbeiten an einem Konzept zur innovativen Nutzung der St. Johanniskirche“, erklärt auch Thomas Stölting, Referent der Kulturkirche St. Johannisgemeinde. Wie das aussehen kann, davon hat sich der Kirchenvorstand der St. Johannisgemeinde ein Bild in den Niederlanden gemacht. „Wohnprojekte für Jugendliche, Kulturzentren, sogar Hallenbäder gibt es in den holländischen ehemaligen Kirchen“, so Stölting. Warum also nicht Ausstellungen, Stadtteilzentren und Popkultur? „Eine Partykirche werden wir deshalb noch lange nicht“, betont Stölting. Die Idee der lesbischen CSD-Veranstaltung sei „insgesamt gut bewertet“ worden. Und vielleicht kommen einige Nachtschwärmerinnen ja auch mal an einem Sonntag wieder.
Die Organisatorinnen hoffen auf rund 700 ausgelassene Gäste zwischen Betbänken und frisch restaurierter Orgel. „Aber“, mahnt zum Felde, „Taufbecken, Altar und Kanzel sind tabu. Auch erklärte Atheistinnen werden den Raum respektieren.“ Und mit feinem Lächeln: „Da hoffen und beten wir für.“
„Girls, Girls, Girls“-Party in der Altonaer St. Johanniskirche an der Max-Brauer-Allee, am morgigen Freitag, 12. Juni ab 21 Uhr, exklusiv für Frauen. DJs Yaba, Undine sowie Kerstin & Julia.
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