piwik no script img

What's hot, what's notAngriff der Killer

■ Warum einem Katastrophen- und Horrorfilme nicht einmal mehr anständige Alpträume bereiten: Geschmack in und um Hollywood

Wir haben es wieder getan! Wir weilten im Kino, und es war schrecklich. Allein die Tacos! Dann das Hauptmenü. Nach Ansicht von „Scream“, Teil 1 und 2, sowie der neuen Sommer-Blockbuster „Deep Impact“ und „Armageddon“ sollte sich jeder erleichtert auf sein begrüntes Balkonien zurückziehen und dem Schöpfer dafür danken, daß er seine zwei Mark fuffzich pro Monat nicht mit dem Erstellen von Katastrophen- oder Horrorfilmen zu verdienen gezwungen ist.

Nehmen wir nur die beiden Katastrophenfilme. In was für eine Patsche sind Drehbuchschreiber und Regisseure da geraten. Eine Arbeit, inzwischen schwieriger als die Theologie! Da steh'n sie nun, die armen Toren! Monsterkometen wollen die Erde vernichten, dürfen dies aber nicht vollständig erledigen, denn wenn die Erde komplett zerschmettert würde, müßte der Film ja auf der Stelle enden, weil auch kein Filmstudio überlebt hätte. Dies nur die logische Seite, die schlimm, ja tragisch geradezu mit dem Begehren des Publikums kollidiert. Das Publikum in seiner Dekadenz will nämlich sehen, wie ALLES (Tortenschlacht!) rums und knall kaputtgeht! Was tun? Auch die Aufgabe der Retter (Bruce!) wird durch den Konflikt zwischen dunklem Publikumswollen und L. A.-Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gefährdet. Was sollen all die Erdenretter denn tun, nachdem sie die Erde nicht retten durften, weil es nach den Pappnasen der Zuschauer ging? Sollen sie, wie sie da, letzte Überlebende, im Weltraum umherschweben, auf Serienkiller umschulen? Und wen, bitteschön, sollen sie serienkillen, wo doch alle Erdlinge durch Kometeneinschlag ausgemerzt wurden? Etwa Aliens? Der Job ist schon an eine Frau vergeben.

Auf seine alten Tage schult man nicht mehr um auf Serienkiller! Davon abgesehen – wer möchte schon in der Haut von Bruce Willis stecken: retten, immer nur retten! Bruce hat uns indes verraten, daß das Welt-Retten mit jedem Mal (Film?) einfacher wird. „Man gewöhnt sich daran“, so Bruce im Vertrauen, und „Armageddon“ sei ja auch eine wahre Geschichte aus dem wahren Leben – das befriedige ihn dann schon, innerlich, mal einen historischen Stoff umzusetzen. Aber die jugendliche Konkurrenz! Ben Affleck (zuletzt „Good Will Hunting“) darf in „Armageddon“ ein Muskeln betonendes Turnhemd tragen. Bruce ist ehrlich sauer. Erleichternd wirke nur, daß ihm Steve „Glubschauge“ Buscemi als Weltretter zur Seite stünde.

Hurtig zu den Schreien in „Scream 1 + 2“. Ach, sie wollten nicht so recht unter die Haut gehen. Heutzutage ist man ja schon froh, wenn man sich nachts nicht mehr in den Keller traut, aber nach „Scream 2“ haben wir nicht einmal schlecht geträumt! Betrogen und belogen haben sie uns! Auch stellt sich zwangsläufig die Frage, ob der Grusel solcher Filme nicht schon ganz woanders vorinstalliert ist. Ein kleines Collegestädtchen, diverse Morde – puh! Kleine Collegestädtchen – Asheville! – an sich sind ohne Serienkiller gräßlich genug. Man bedenke: All die hochnäsigen Studentenverbindungen samt ihrer debilen Rituale – Alpha Kappa, Helter Delta... Hat das nicht schon Sylvia Plath in den Tod getrieben? Ihr angeödetes Bedient-Gesicht jedenfalls setzt auf Anke Westphal

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen