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■ KommentarNichts gelernt

Da hat sich der Maulkorb wohl ein bißchen rasch gelöst: Der „Medienfrieden“ sollte tunlichst gewahrt werden. Ziemlich unangenehm dürfte es dem Vorstand der Körber-Stiftung schon sein, wenn jetzt die Öffentlichkeit erfährt, daß die Wassertropfen, die bei Ausstellungen in der Deichtorhalle auch künftig von der Decke fallen könnten, keinerlei gesteigerten künstlerischen Wert haben.

Denn diesmal kann sich die Stiftung nicht darauf berufen, die Bauarbeiter hätten gepfuscht: Daß man den ach so renommierten Architekten Josef Kleihues vor fünf Jahren als Leiter der ersten Sanierung für 25 Millionen Mark aus Stiftungsgeldern schlampen ließ, ist peinlich genug: Das Dach blieb ja bekanntlich undicht.

Doch die jetzt drohende wiederholte Peinlichkeit ist unverständlich: Als hätte man aus den Fehlern nichts gelernt, sollen die Mittel für eine langfristig haltbare Sanierung gestrichen werden. Soviel Kurzsichtigkeit hätte wohl niemand der Körber-Stiftung zugetraut: Es wird an der falschen Stelle gespart.

Denn wenn durchsickert, daß ihre Kunstwerke vor Wasserschäden nicht sicher sind, dürften sich hochkarätige Künstler wie Roy Lichtenstein und Cindy Sherman, mit denen sich die Deichtorhallen internationalen Ruf verschaffen wollen, ganz schnell zurückziehen. Keine Versicherung würde dieses Risiko übernehmen wollen. Blieben vielleicht noch Ausstellungen lokaler Berühmtheiten aus Klein Borstel oder Poppenbüttel.

Ihren internationalen Ruf würden die Hallen allerdings behalten: Als Regensprühanlage. Das dürfte wohl kaum im Sinne von Stifter Kurt Körber gewesen sein. Heike Haarhoff

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