: Kein Fitzel Spielraum
■ Gespräch zwischen Bürgermeister und dem Bündnis für Bildung ohne Ergebnis
„Jetzt erst recht!“ Julia Liedtke, Chefin der Hamburger SchülerInnenkammer, ist empört. „Wenn Politiker es völlig ignorieren, daß 80.000 für die Bildung auf die Straße gehen, dann sind sie selbst schuld an der Politikverdrossenheit der Jugend.“ Zusammen mit VertreterInnen von GEW, DAG, Lehrerschaft und Elternkammer sprach Liedtke gestern mit Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) über Hamburgs Bildungspolitik. Angesichts der Sparwut bei den Lehrerstellen suchte das Bündnis für Bildung nach einem neuen Verbündeten.
Doch den hat es nicht gefunden. Peter Braasch, Chef des Hamburger Lehrerverbands, fühlte sich wohl wie ein Schüler: „Der Bürgermeister referierte nur über die notwendige Haushaltskonsolidierung“, merkt er bitter an. An den Koalitionsvereinbarungen zwischen SPD und GAL, so habe er klargemacht, sei nicht zu rütteln.
Im Vordergrund, so bestätigt Senatssprecher Ludwig Rademacher, habe die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen gestanden. Sobald es bei den Finanzen „nur ein Fitzelchen Spielraum“ gebe, habe Runde jedoch auch zugesichert, daß dies in die Bildung investiert werde. Dem Bündnis ist das nicht genug. GEW, Eltern und SchülerInnen waren sich schon gestern einig: „Das gibt einen heißen Herbst.“
Auch dem GAL-Abgeordneten Hans-Peter de Lorent wird das Ergebnis des Gesprächs nicht schmecken. Der ehemalige GEW-Chef hatte seine Fraktion wie auch die SPD aufgefordert, den Koalitionsvertrag in punkto Schulen zu revidieren. Gerade bei der Bildung dürfe nicht immer nur in Legislaturperioden gedacht werden. Da die Schülerzahlen bis 2003 noch steigen, danach aber sinken, sei es doch denkbar, heute noch Lehrer einzustellen und erst in fünf Jahren Stellen zu reduzieren. Dann allerdings müßten sich auch die Gewerkschaften an den Sparüberlegungen beteiligen.
Mit diesem Vorschlag stieß er bei seiner Partei auf harsche Kritik. „Das ist nicht die offizielle Meinung unserer Fraktion“, empörte sich Christa Goetsch, schulpolitische Sprecherin der GAL, sondern ein „Alleingang“ des Herrn de Lorent. flo
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