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„Demokratischer Urknall“

■ Greenpeace-Schiff „Altair“ zurück in Hamburg von einer Mission, die Maßstäbe setzte und vieles veränderte Von Sven-Michael Veit

„Ich hätte nicht gedacht, daß wir es schaffen würden“, gab Jon Castle zu, als er gestern morgen entgegen sonstiger Kapitäns-Ehre als erster das Schiff verließ. Aber die Gefahr des Sinkens – oder Versenkt-Werdens – bestand ja nicht mehr: Mit Musik und Blumen feierten Greenpeace-Mitglieder und Schaulustige an den Landungsbrücken die Rückkehr der „Altair“. Das Schiff kam aus dem norwegischen Erfjord, wohin es die Ölplattform „Brent Spar“ mehrere Wochen lang begleitet hatte. Und es kam zurück von der wohl erfolgreichsten Mission in der knapp 25jährigen Geschichte der Umweltschutz-Organisation.

„Wir glauben, Brent Spar hat die Welt verändert“, feierte Greenpeace-Geschäftsführer Thilo Bode die Aktion, die weltweites Aufsehen erregte und den Öl-Multi „Shell“ in die Knie zwang. Der dadurch ausgelöste breite Protest sei, so Bode nicht ohne Pathos, „ein demokratischer Urknall“ gewesen. „Shell“ sei zum Beispiel dafür geworden, wie die Industrie sich nicht verhalten solle. Aber der Erfolg in Sachen „Brent Spar“ habe auch „Greenpeace verändert, denn wir werden jetzt alle anderen Aktionen an dieser messen.“

Greenpeace werde auch in Mo-ruroa „am Ball sein“. Dort versucht Greenpeace zur Zeit, die vom französischen Staatschef Jacques Chirac für September geplanten Atomtests auf dem Südsee-Atoll zu verhindern. „Im Südpazifik läuft die älteste Greenpeace-Kampagne“, sagte Bode und versprach: „Die wollen wir endlich gewinnen.“

Unterstützt von einer breiten Öffentlichkeit hatten sich die Greenpeace-Aktivisten und die Besatzung an Bord der „Altair“ von April bis Juni in der Nordsee einen monatelangen Kampf mit dem Ölmulti „Shell“ geliefert, um die Sprengung und Versenkung der verseuchten Ölplattform „Brent Spar“ zu verhindern. Besonders in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden löste die Aktion einen Verbraucherboykott aus; der Konzern mußte Umsatzverluste bis zu 50 Prozent hinnehmen. Am 20. Juni gab Shell schließlich auf.

Die „Altair“ kann am Sonntag und Montag an den Hamburger Landungsbrücken besichtigt werden.

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