: Kogge im Internet
■ Das Museum für Hamburgische Geschichte digitalisiert sich
Die Hanse-Kogge erscheint in jungfräulicher Schönheit, jede Planke von frischem Eichholz. Wir wenden sie mit dem Joystick, zoomen uns in faserige Kavernen, da leben zehnbeinige Ungeheuer, die sich von den Schuppen der Seefahrer ernähren. Das sagt uns eine der tausend Dateien im Display.
Könnte so in einiger Zukunft ein virtueller Vorbesuch im Museum für Hamburgische Geschichte aussehen? In der wirklichen Eingangshalle steht seit Donnerstag ein Kasten mit Bildschirm, Lautsprecher und Knöpfen, und es ist kein Fernseher. Die interaktive EDV-Technik hat Einzug gehalten. In knapp 20 Minuten kann sich der Besucher nun durch Standbilder, kurze Videoclips mit Ton und Texten blättern und sich über das Wichtigste informieren, bevor er zur Sache schreitet. Highlights aus den Beständen sollen einen Überblick geben und Appetit machen.
„Natürlich steckt das System noch in den Kinderschuhen“, so Ida-Christina Riggert, die Sprecherin des Museums. Doch der Anfang sei gemacht. Drei Jahre soll es nach den Wünschen des Museums noch dauern, bis alle Abteilungen mit der digitalen Informationstechnik ausgestattet sind, Hanse-Sammlung, Kriegsdokumentation, bis zum Münzkabinett. Die fesselnden Hintergründe könne dann jeder an Ort und Stelle erfahren: von der Herstellung der Geldstücke bis zu ihrer Verbreitung, alles übersichtlich und nicht nur für Numismatiker verständlich.
Für die fernere Zukunft träumt das Museum vom Internet. Damit hätte jeder auch von außerhalb Zugriff auf alle Daten. Darüber hinaus würde dies die Kontakte der Museen untereinander erleichtern, etwa für Sonderausstellungen. Werden denn irgendwann sämtliche Exponate im digitalen Reich auf Neugierige warten? Gewiß nicht, da ist Frau Riggert sicher, „denn dann könnte man sich den Museumsbesuch ja ganz sparen“.
Hilmar Schulz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen