: Die Bahn schaut noch mal drunter
■ Alle 59 ICE der ersten Generation werden erneut überprüft. Auch 25 Hamburger S-Bahn-Züge mit demselben Rädertyp werden gecheckt. Ersatzfahrplan führt zu Verspätungen
Frankfurt/Main (dpa) – Eineinhalb Wochen nach der Eisenbahn- katastrophe von Eschede müssen alle 59 ICE-Züge der ersten Generation, zu der auch der Unglückszug gehörte, schon wieder zur Untersuchung. Auch die mehr als 30 Züge, die nach dem Unglück mit 100 Toten bereits überprüft worden waren, werden erneut aus dem Verkehr gezogen. Die Deutsche Bahn AG will sie noch einmal auf mögliche Radbrüche untersuchen. Ein Radbruch gilt bislang als Ursache für die Entgleisung des ICE bei Eschede.
Damit reagiere das Unternehmen auf neue Fälle von Radbrüchen bei einer S-Bahn mit demselben Rädertyp, die jedoch nicht zur Bahn gehöre, sagte Bahn-Sprecher Martin Katz. Dabei handelt es sich offenbar um die Hamburger S-Bahn. In der Hansestadt wurden 25 neue S-Bahn-Züge mit Rädern derselben Bauart vorübergehend in die Betriebswerke gebracht. Mit Ausnahme dieser Züge seien keine anderen S-Bahnen mit diesem Rädertyp ausgestattet.
Die ICE-1 stehen Katz zufolge seit Samstag abend wieder im Werk, würden aber noch nicht erneut überprüft, weil Bahn und Eisenbahn-Bundesamt zunächst über die notwendigen Maßnahmen beraten müßten. Ob sich die bisherigen Untersuchungen der ICE als unzureichend herausgestellt haben oder eine neue, bisher nicht bekannte Ursache für den Radbruch vermutet wird, behielt Katz für sich. „Wir müssen die Analysen abwarten.“
Die erste Untersuchung der ICE-1 nach dem Unglück von Eschede hat bisher keine neuen Erkenntnisse gebracht. „Die Ultraschalluntersuchungen der rund 2.000 Räder haben nichts an den Tag gebracht“, betonte Katz. Es seien keine Schäden entdeckt worden. Ein gebrochener Radreifen gilt als möglicher Grund für die Katastrophe.
Für die Strecken Hamburg– Frankfurt–Basel, Hamburg– Würzburg–München und Berlin– Frankfurt–München galt am Sonntag ein Ersatzfahrplan. Anstelle der ICE-1 verkehrten rund 120 Ersatzzüge, die der Bahn zufolge bis zu 20 Minuten Verspätung hatten. In vielen Zügen herrschte jedoch Gedränge, weil die Ersatzzüge kürzer als die ICE waren. Außerdem konnten keine Plätze reserviert werden.
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