: Emmentaler am Hafenrand
Neuer Entwurf für Holzhafen-Bebauung soll freien Blick auf die Elbe ermöglichen und AnwohnerInnen besänftigen ■ Von Heike Haarhoff
Ludger Inholte war sichtlich um gute Nachbarschaft bemüht. Er hoffe, sagte gestern der geschäftsführende Gesellschafter der Hamburger Investorengesellschaft Büll & Liedtke, daß „die unendliche Geschichte“ um die umstrittene Bebauung am Holzhafen in Altona nunmehr ein Ende finde, mit dem „alle leben können“ – auch die protestierenden Anwohner am Hafenrand. Dann ließ er den Architekten Kees Christiaanse aus Rotterdam den neuen, völlig überarbeiteten Entwurf für die geplanten Büro- und Wohngebäude am Elbufer erläutern.
Danach bleiben zwar die Gesamt-Baumasse mit rund 35.000 Quadratmetern Geschoßfläche (BGF) sowie die Gebäudehöhen mit 28 Metern unverändert hoch. Doch aus den bisher zwei massiven, elbblickversperrenden Gebäuden sind drei entsprechend anmutig wirkende geworden. „Ein genialer Schachzug“, so Inholte.
Denn die Gebäude, erklärte der Architekt, „wurden wie ein Emmentaler ausgehöhlt und bilden eine mäandernde Fassade“. Das Ergebnis: Spaziergänger können durch sie hindurch ungehindert den Blick auf den Fluß genießen. Überdies, lobte Hamburgs grüner Stadt-entwicklungssenator Willfried Maier, bleibe der Elbwanderweg am Ufer nun doch erhalten.
Weil die Gebäude räumlich voneinander entzerrt wurden (das westlichste steht nicht mehr direkt am Holzhafen, sondern wird in die Nähe des Englandfähr-Terminals gerückt), entsteht am Holzhafen ein öffentlicher Platz. „Ein optimaler Kompromiß“, lobte Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD). AnwohnerInnen hatten jahrelang gegen die Büll & Liedtke-Pläne protestiert, weil diese den Zugang zur Elbe verhinderten.
Die 70 Wohnungen (6500 m2 BGF) sind nach dem neuen Entwurf abgetrennt von den Büros; sie befinden sich im mittleren Gebäudeturm mit Glasfassade und rücken damit näher ans Wasser heran. Diese Lösung sei „besser“ als der alte Entwurf, stellte selbst der langjährige Holzhafen-Skeptiker Olaf Wuttke (GAL-Fraktionsvize in Altona) anerkennend fest. 250 Millionen Mark wollen die Investoren in das Bauvorhaben stecken, das Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD) als Auftakt begreift für den „Wiederaufbau der durchgehenden Hafenfassade von den Deichtorhallen bis nach Neumühlen“. Mit dem Baubeginn wird im kommenden Frühjahr gerechnet.
Zuvor allerdings will Senator Maier das Modell noch den Anwohnern vorstellen. Die reagierten gestern sauer. Sie würden erst informiert, nachdem die Entscheidung gefallen sei, klagte Detlef Rehder von der IG Große Elbstraße. Solange sich an der Baumasse nichts ändere, „ist das nichts als alter Wein in neuen Schläuchen“.
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