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Südafrikaner sind keine Österreicher

■ Dänemark und Südafrika trennen sich in einem äußerst turbulenten Match der Gruppe C mit 2:1 nach Platzverweisen und 1:1 nach Toren

Berlin (taz) – Was viele Schiedsrichter in der ersten WM-Woche vermissen ließen, den Mut zum Rot, besitzt der Kolumbianer Toro Rendón zweifelsohne im Übermaß. In der 67. Minute der gestrigen Partie Dänemark-Südafrika verwies er zunächst den Dänen Molnar wegen eines Angriffs mit gestrecktem Bein des Feldes, zwei Minuten später beging Phiri die große Dummheit, seinem Gegenspieler den Ellenbogen ins Gesicht zu wuchten. Die ideale Gelegenheit für den Referee, die harte Entscheidung kurz zuvor durch eine Rote Karte für den Südafrikaner zu kompensieren. Aber damit nicht genug. In der 85. Minute zückte der Kolumbianer mit dem verdächtigen Vornamen erneut seine Lieblingsfarbe, diesmal gegen den Dänen Wieghorst für einen kleinen Schubser. Tore gab es weniger als Platzverweise, das Match endete 1:1. Was in erster Linie den Dänemark weiterhilft, das immerhin schon einen Sieg auf der Habenseite hatte.

Die Dänen waren in den ersten 20 Minuten gegenüber ihrer lahmen Vorstellung beim 1:0 gegen Saudi-Arabien kaum wiederzuerkennen. Sie überbrückten schnell das Mittelfeld, nutzten geschickt die klaffenden Löcher in Südafrikas Abwehr und gingen in der 13. Minute durch einen Treffer von Tottenhams Allan Nielsen nach Brian-Laudrup-Flanke mit 1:0 in Führung. Danach hatte Südafrika seine Beklemmung abgelegt und vor allem der 20jährige Benni McCarthy deckte schonungslos die läuferischen Defizite der Dänen- Defensive auf. Der Europameister von 1992 dagegen fiel in seinen schon bei der EM 1996 vorgeführten behäbigen Rhythmus mit vereinzelten Belebungsversuchen von Brian Laudrup zurück und die Südafrikaner dominierten fortan im Mittelfeld. Verdienter Lohn ihrer Emsigkeit: der Ausgleich durch McCarthy (52.). Mehr war ihnen nicht vergönnt, obwohl in der berüchtigten Nachspielzeit Fortune noch einmal die Latte traf. Was beweist, daß Südafrikaner eben einfach keine Österreicher sind.

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