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„Das schickt sich nicht“

■ Wahlkampf-Kanzler Kohl will Airbus in Rostock bauen, Hamburgs SPD ist sauer

Auf seine letzten Tage als Bundeskanzler wird Helmut Kohl (CDU) offenbar noch zum Freund der Hamburger Umweltschutzverbände BUND und Nabu. Gestern sprach Kohl sich für Rostock als Produktionsstandort für den Riesenairbus A 3XX aus – und damit den Hamburger Naturschützern aus der Seele: Die verlangen, Hamburg solle seine Bewerbung um den Bau des Airbus zugunsten der Konkurrentin Rostock aufgeben. Denn Hamburg müsse für die Erweiterung des Dasa-Werkes in Finkenwerder ein EU-Vogelschutzgebiet opfern, das Mühlenberger Loch, Rostock nicht.

Den Kanzler freilich treiben andere Beweggründe: Seine Empfehlung für Rostock sei angesichts des großen wirtschaftlichen Nachholbedarfs ein Bekenntnis zum Aufbau Ost, sagte der Wahlkämpfende, dem Prognosen zufolge nur 31 Prozent der Ostdeutschen im September ihre Stimme geben wollen. Hamburg falle es leichter, auf den A 3XX zu verzichten, an den die Hoffnung auf 4000 Arbeitsplätze geknüpft ist.

Mit Befremden reagierte die rot-grüne Hamburger Regierung. Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) verurteilte „aufs Schärfste“ Kohls Intervention: „Hier soll eine industriepolitische Investitionsentscheidung als Wahlkampfinstrument mißbraucht werden.“ Empört zeigte sich auch die Wirtschaftsbehörde über Kohls Äußerung: „Das schickt sich nicht im föderalen Wettbewerb.“ SPD-Fraktionschef Holger Christier schlußfolgerte: „Es wird deutlich, daß wir umso dringlicher den Wechsel in Bonn brauchen.“ hh

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