Iranischer Innenminister vom Parlament abgesetzt

■ Erfolg der Konservativen. Präsident Chatami ernennt umgehend reformfreudigen Nachfolger

Teheran (dpa) – Der als Reformer geltende iranische Innenminister Abdullah Nuri ist gestern von einer konservativen Parlamentsmehrheit in Teheran seines Amtes enthoben worden. Bei der Abstimmung, die als neue Machtprobe zwischen Konservativen und Reformern galt, stimmten 137 der insgesamt 265 Abgeordneten gegen den Minister; 117 stimmten für ihn, 11 enthielten sich.

Präsident Mohammad Chatami reagierte laut einem Fernsehbericht umgehend auf die Entmachtung Nuris und damit einer seiner Hauptstützen im Kabinett: er ernannte den nicht minder reformfreudigen Mostafa Tadschzadeh zum Interimsnachfolger Nuris und übertrug Nuri den neugeschaffenen, hohen Posten eines Vize-Präsidenten für Entwicklung und Soziales. Dies hatte Chatami bereits im Vorfeld für den Fall der Entlassung Nuris angekündigt.

Das Verfahren gegen Nuri, eine der Hauptstützen des gemäßigten Präsidenten Mohammad Chatami, war von 31 konservativen Abgeordneten eingeleitet worden. Sie warfen ihm unter anderem vor, mit der Genehmigung einer Studentendemonstration zugunsten des ebenfalls ins Visier der Konservativen geratenen Teheraner Bürgermeisters Gholamhossein Karbaschi „Spannungen statt Sicherheit“ geschaffen sowie „provozierende Interviews“ gegeben zu haben. Der Reformflügel sieht in den Anschuldigungen einen Vorwand der Konservativen, einen weiteren Neuerer kaltzustellen. Auch Karbaschi war Mißmanagement sowie Unterschlagung vorgeworfen worden. Er muß sich deswegen derzeit vor Gericht verantworten.