Sexidol trotz Sandalen

■ Pulps außergewöhnlicher Jarvis Cocker, die wundersame Björk und 40.000 zufriedene Besucher beim Scheeßel-Festival

„I'm only happy when it rains“ geht einer der Hits der Gruft-Popper Garbage. Da hatte Sängerin Shirley Manson beim zweitägigen Festival im niedersächsischen Scheeßel wenig zu lachen: Die Sonne brannte unerbittlich auf die 40.000 Besucher, die wahren Helden waren die Feuerwehrleute, die Wasser über die Zuschauer versprühten, und die wichtigsten „Chemicals“, über die The Notwist bei ihrem gelassenen Auftritt auf der Zeltbühne sangen, Sonnencremes. Trotz Hitze wurden dort auch Die Sterne für ein furioses „Was hat dich bloß so ruiniert“ bejubelt. Als die Sonne Sonnabend endlich untergegangen war, trippelte Björk im weißen Kleid zu den Streicherklängen von „The Hunter“ über die Bühne und sah von ferne aus wie ein seltsames Insekt.

Am gleichen Ort gaben die Berliner Pop Tarts vor einigen Frühaufstehern am nächsten Morgen mit Noise-Pop „Vollgas“, bevor die Asian Dub Foundation sich gut vorbereitet zeigte: „Kein Mensch ist illegal“, skandierten die in England lebenden Inder und verliehen ihren Forderungen mit „Alle zusammen“-Attitüde Nachdruck. Und als der 0:2-Rückstand beim wichtigsten WM-Spiel des Wochenendes aufgeholt war, erwies sich Pulps Jarvis Cocker als der coolste Mensch der Welt, der je Sandalen trug, und „Common People“ ist immer noch das perfekte Festivalstück. Nach Sonic Youth und Garbage bewiesen die Beastie Boys in blaugrauen Sträflingshemden, daß Choreographie nicht nur was für Boygroups ist. Nach einem zwischen HipHop, Gedudel und Punk zerissenen Auftritt einten die Headliner das Publikum schließlich im Hüpfen zu „Sabotage“. Zum A-Liga-Festival fehlten dem Hurricane zwar ein paar Dinge (entspanntere Wachdienste und eine Großleinwand etwa), aber wegen erinnerungswürdiger Bilder wie das der beiden Jungs, die in einer leeren Eistruhe armdrückten, kann mit Tocotronic gesagt werden: „Auf Wiedertschüß“ im nächsten Jahr. Felix Bayer