■ Grüne Befindlichkleiten: Keine Kampagne gegen Trittin
Am Wahlkampfstand der Grünen gab es am Wochenende vor allem eine Frage, so der Bürgerschaftsabgeordnete Martin Thomas: „Haben die Grünen noch alle Tassen im Schrank?“ Das Thema: Die Personaldebatte um Vorstandssprecher Jürgen Trittin und seine Äußerungen zu Wehrmacht und Bundeswehr.
Die Bremer Grünen signalisieren Geschlossenheit: An der Rücktrittsdebatte wolle man sich nicht beteiligen, hieß es gestern nach einer Routinesitzung der grünen Bürgerschaftsfraktion. Die Trittin-Aussagen hielt die Bremer Fraktion allerdings für „unangemessen und mißverständlich“, so der Abgeordnete Hermann Kuhn. Für den Abgeordneten Helmut Zachau bestand in der Sitzung „weitgehend Konsens darüber, daß die Äußerungen politisch falsch waren.“
Die Fraktion hat sich damit schnell um Schadensbegrenzung bemüht. Noch am Morgen hatte die Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel in einer „persönlichen Meinungsäußerung“ gefordert, Trittin solle seine Aussage „revidieren oder Konsequenzen ziehen“. Ihre angedeutete Rücktrittsforderung fand in der Fraktion aber wenig Rückhalt. Als „sehr überspitzt, aber von der Tendenz her richtig“ hatte Zachau Trittins Äußerung vor der Sitzung bezeichnet. Der Abgeordnete Klaus Möhle wollte den Ball lieber flach halten: „Die Selbstzerfleischerei geht mir ziemlich auf den Keks“ kommentierte er die aktuelle Bundesdebatte.
Auch der grüne Landesvorstand versuchte sich als Schlichter. Mit dem Hessischen Landesvorstand wurde gestern an einer Beschwichtigungs-Resolution gebastelt, in der alle Seiten dazu aufgefordert werden sollten, auf die wichtigen Wahlkampfthemen zurückzukommen. Im letzten Moment kam aber offensichtlich Order aus Bonn, eine solche Resolution nicht zu verfassen.
Nur Till Stenzel von der Grünen Jugendinitiative stellte sich hinter Trittin: Er fand Trittins Ausspruch „Absolut in Ordnung und richtig“. Am 10. Juni hatte Trittin laut Redemanuskript beim öffentlichen Rekrutengelöbnis in Berlin geäußert: „Wer am Jahrestag von Lidice hier ein Gelöbnis veranstaltet und sich dabei auf Traditionen beruft, der stellt die Bundeswehr selbst in die Tradition der Wehrmacht, und deswegen mit allem Nachdruck: Nein zu dieser Tradition.“ cd
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