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"Der Konfliktlage angepaßt"

■ Schulsenatorin Stahmer jetzt gegen zusätzliche fünfte und sechste Klassen an Gymnasien. Diepgen dagegen will den "Elternwillen" notfalls per Kampfabstimmung im Senat durchsetzen

Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) hat den Vorwurf zurückgewiesen, im Streit um die grundständigen Gymnasien umgefallen zu sein. Sie habe sich lediglich „der Konfliktlage angepaßt“, sagte sie gegenüber der taz, nachdem ihr Plan, an sieben weiteren Gymnasien fünfte und sechste Klassen einzurichten, „vor allem bei SPD und Grünen“ einen „Glaubenskrieg“ entfacht habe.

Zugleich betonte Stahmer gestern, daß ihre ursprüngliche Entscheidung, von 24 vorliegenden Anträgen 7 zu genehmigen, keinen „Dammbruch“ bedeutet hätte. Damit habe sie nur „einen schmalen Korridor“ im Osten und im Zuzugsgebiet Bonner Beamter schaffen wollen. Berlin habe „seine Jungfräulichkeit“ ohnehin „schon verloren“, weil es bereits vor ihrer Amtszeit 16 grundständige Gymnasien eingerichtet habe. In diese Schulen will sie nun die 59 Kinder von Beamten des Auswärtigen Amts „einfädeln“, die für das kommende Schuljahr bereits angemeldet waren.

Im übrigen versprach die Senatorin, für den Erhalt der sechsjährigen Grundschule „alles tun“ zu wollen. „Wenn es sie nicht schon gäbe, müßte man sie erfinden“, sagte Stahmer. Damit befindet sie sich nun wieder im Einklang mit der Beschlußlage der SPD-Fraktion, die in der vergangenen Woche die „Zulassung von weiteren Zügen für grundständige Gymnasien“ abgelehnt hatte.

Mit der Minimallösung für die Beamten will sich die CDU aber nicht zufriedengeben. Eine „ausschließliche Privilegierung der Kinder nach Berlin ziehender Parlamentarier und Bundesbeschäftigter aus Bonn“ lehnte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) ausdrücklich ab. „Die große Zahl der Anmeldungen belegt ein ausgesprochen großes Interesse, das nicht übergangen werden darf“, meint Diepgen. Daher drohte er Stahmer mit einer Kampfabstimmung im Senat. Die „Vielfalt der Schullandschaft“ müsse gewahrt, der „Elternwille“ respektiert werden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dagegen befürchtet, die Genehmigung weiterer grundständiger Gymnasien werde eine „Sogwirkung“ ausüben, die fünften und sechsten Klassen der Grundschulen verkämen dann zu „Restschulen“ für angehende Haupt- und Realschüler. Deren Eltern seien an einer solchen Entwicklung sicherlich nicht interessiert, konterte auch die bündnisgrüne Abgeordnete Sybille Volkholz das CDU-Argument des Elternwillens. Um die Grundschulen auch für spätere Gymnasiasten attraktiv zu machen, müsse Stahmer die geplante Grundschulreform aber schnell umsetzen. rab/cif

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