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Blumenhändler stiftete den Brand

Im Prozeß um das abgebrannte Asylbewerberheim von Dolgenbrodt gesteht Thomas O., den Brandstifter entlohnt zu haben. Mitangeklagter widerruft Aussagen  ■ Von Heike Spannagel

Frankfurt (Oder) (taz) – Im Prozeß gegen die Brandstifter von Dolgenbrodt legte gestern der Blumenhändler Thomas O. ein umfassendes Geständnis ab. Aus Angst um die Sicherheit der Dorfbewohner habe er den Brandstifter Silvio J. im Oktober 1992 beauftragt, das Asylbewerberheim abzufackeln, und ihn dafür mit 1.000 Mark entlohnt. Von einer geschönten Einlassung des Angeklagten sprach Staatsanwältin Petra Marx, die sich ihrerseits Anschuldigungen von der Verteidigung anhören mußte.

Als im Oktober 1992 feststand, daß demnächst 86 Afrikaner in das neue Asylbewerberheim in Dolgendbrodt einziehen sollten, sei er auf das Angebot von Silvio J. zurückgekommen, sagte Thomas O. gestern. Silvio J. habe in einer Bürgerversammlung damit geprahlt, das Haus für Geld abzufackeln. 300 Mark habe der Mitangeklagte Gerd G. beigesteuert. Andere Dorfbewohner seien nicht beteiligt gewesen. Als Thomas O. 1995 im Prozeß gegen den Brandstifter Silvio J. aussagte, hatte er noch jegliche Mittäterschaft abgestritten.

Der Auftrag zur Brandstiftung kam den Blumenhändler denn auch teurer zu stehen als erwartet: Insgesamt 11.000 Mark Schweigegeld habe der Brandstifter Silvio J. während seines Prozesses von ihm erpreßt und gedroht, Thomas O. vor Gericht als Mittäter zu entlarven. Die Brandstiftung sei eine Kurzschlußhandlung gewesen, die er zutiefst bereue, entschuldigte Thomas O. sein Handeln gestern. Den Sachschaden von 30.000 Mark habe er bereits zur Hälfte abbezahlt. Jegliche Widersprüche der Dolgenbrodter Bürger gegen das Asylbewerberheim seien von den Behörden einfach übergangen worden. „Muß es erst ein zweites Rostock geben?“ hatte es in einem Brief ans Landratsamt in Königs Wusterhausen geheißen, den 189 der 192 Dorfbewohner unterschrieben hatten.

Die Einlassungen des Angeklagten widersprächen seinen Aussagen in der Untersuchungshaft im Februar 1997, so Staatsanwältin Marx. Diesen Vorwurf nahm Thomas O.s Verteidiger zum Anlaß, die damalige Vernehmung zu kritisieren. Er suggerierte, Marx habe den Häftling unter Druck gesetzt und dessen Aussagen zurechtgebogen. Der Blumenhändler hatte damals ausgesagt, daß Silvio J. ihn seit 1993 erpreßt habe. Gestern beteuerte Thomas O. allerdings, daß er mit dem Brandstifter bis Anfang 1995 keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Die Erpressung wird im Prozeß spätestens wieder aufs Tapet kommen, wenn Silvio J. als Hauptbelastungszeuge aussagt.

Neben Thomas O. muß sich auch der 25jährige ehemalige Bauhelfer Marko S. vor Gericht verantworten. Er wird beschuldigt, die Brandsätze mit hergestellt zu haben. Diese Vorwürfe wies er gestern zurück. Damit widerrief er seine bei der Staatsanwaltschaft gemachten Angaben. Er sei unter Druck gesetzt worden und man habe ihm mit Haft gedroht, so Marko S.

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