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Die Tabloids fordern ihren Spice Boy

■ Englands Massenblätter greifen massiv Teammanager Glenn Hoddle an, weil er Manchesters Liebling David Beckham verschmäht

Nantes (dpa) – Zwei Tage vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Kolumbien morgen in Lens polemisierten die britischen Massenblätter gegen Trainer Glenn Hoddle und verurteilten vor allem dessen Entscheidung, David Beckham von Manchester United aus der Stammformation zu verbannen. „Warum sieht Hoddle rot bei Beckham?“ fragte gestern der Express. „Beckham muß spielen, damit Shearer trifft“, forderte die Sun. Beckham selbst, der gegen Rumänien nur wegen der Verletzung von Paul Ince zum ersten WM-Einsatz kam, hat die Degradierung immer noch nicht verdaut. „Das ist die Hölle. Ich fühle mich elend“, sagte der 23jährige.

Englands Teammanager ließ sich von den Attacken der Yellow Press und United-Manager Alex Ferguson, der sich über die Nichtberücksichtigung seines Spielers öffentlich beschwerte, nicht beeinflussen und ging selbst in die Offensive. „Beckham hat sich nicht auf das Turnier konzentriert. Er hatte viele andere Dinge im Kopf, aber er muß lernen, daß der Fußball zuerst kommt und die Vorbereitung auf eine WM durch nichts gestört werden darf“, kritisierte der 40jährige, „bei seinem Klub sollte man sich darüber mal Gedanken machen.“ Außerdem forderte er Ferguson auf, „seine Nase aus der Nationalmannschaft rauszuhalten. Ich mische mich bei ihm auch nicht ein.“ Hoddle macht kein Geheimnis daraus, daß ihm der Lebenswandel Beckhams mißfällt. Der Manchester-Star taucht immer öfter in den Klatschspalten der Boulevardblätter auf, seitdem er mit Victoria Adams von den Spice Girls liiert ist.

Derweil versuchen die Tabloids, auch anderweitig Einfluß auf die Aufstellung zu nehmen. „Stelle Owen gegen Kolumbien auf“, wird von der Sun der 18jährige Michael Owen gefordert. Das Blatt schrieb weiter: „Wir haben einen religiösen Manager, der nicht erkennt, daß er drei Geschenke von Gott besitzt.“ Gemeint sind Beckham, Owen und Alan Shearer als Offensivtrio.

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