: Himmel voller Rosen
■ Gelassen, aber formvollendet: die jungen Tänzer des „NDT“ bei den Ballett-Tagen
Endlich wieder Kunst. Endlich wieder Tanz. Das Publikum in der Oper atmete erleichtert auf, man plauderte, genoß und bedankte sich mit furiosem Beifall für das Gastspiel der niederländischen Juniorencompagnie NDT 2. Am Abend zuvor hatte sich das Ensemble des NDT – des Nederlands Dans Theaters – gezeigt, am Mittwoch präsentierte sich nun das NDT 2, also die Tänzer zwischen 17 und 22 Jahren. Das Programm von fünf zeitgenössischen Choreographen, die alle der Geschichte der Compagnie verbunden sind, bot Meisterwerke und Überraschungen. So kam eine amüsante und ganz unangestrengt lehrreiche Mischung zustande.
Das begann bei Jiri Kylians klassisch gehaltenem Un Ballo und endete bei Skew-Whiff von Paul Lightfoot, einer in Butoh gehaltenen Science-Fiction-Persiflage: Gegen die Gigantomanie einer Rossini-Ouvertüre und des faschistoid anmutenden, im Nebel sich kitschig ausbreitenden Lichtes von Tom Bevoort stolzieren in Weiß gekleidete Männer auf „die Frau“ zu, wissen jedoch noch nicht einmal, wie man mit ihr – der Leichten, Unspektakulären, sich ganz der Gegenwart Hingebenden – tanzt.
Was die durch die Gründerväter Jiri Kylian und Hans van Manen geprägten Holländer uns voraus haben, war an diesem Abend wieder deutlich zu spüren: formale Strenge, aber auch gelassene Heiterkeit im Umgang mit dem tänzerischen Material, das sie mit verblüffendem Einfallsreichtum variieren. Da fallen Frauen und Rosen vom Bühnenhimmel, Männer verkriechen sich unter dem Tanzboden und werden von der Liebsten am anderen Ende erwartet wie der Maulwurf vom Bauern. Die Tänzer, vor allem die Frauen, brillieren mit dynamischen Wechseln, mit Spielfreude und virtuoser Geschwindigkeit, die wirklich nur ein junges Ensemble ausführen kann. Und immer steht die Technik zurück hinter einer exzellent phrasierten Musikalität. Ballettfreaks sei verraten: In Berlin und Wien ist das NDT 2 im Sommer noch zu sehen.
Gabriele Wittmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen