: Leistung und Fun
Zweites Drachenboot-Festival auf der Dove Elbe: Stimmung geht vor Schnelligkweit ■ Von Edwin Feindt
Weit hallen dumpfe Trommelschläge über die Dove-Elbe. Sie geben den Takt für die PaddlerInnen in den Booten mit den bunten Drachenköpfen und -schwänzen vor. Musik dröhnt über den Rasen des Leistungszentrums für Kanu- und Rudersport in Allermöhe. Mehr als 1200 Drachenbootpaddler und ihre Fans sind in bester Stimmung. „Das Wetter ist genau richtig, und die Anlage ist ideal“, schwärmt Corinna Schmidt vom Hamburger Frauenteam Schweppes Hanse Draxx. Zum zweiten Mal fand an diesem Wochenende das International Dragonboat Festival Hamburg statt.
„Rostock sucht noch einen Steuermann, bitte melden!“ ruft Rennmoderator Olaf Barsch über Lautsprecher Freiwillige auf. Im Rennbüro fragt ein Helfer aufgeregt nach den Underdocks. „Die haben verpennt, die Hälfte ist noch in Schwerin“, antwortet Arne Ditsch ungerührt. Ein junger Mann im froschgrünen Trikot hastet durch die Menge: Sein Team, die Mühlheimer Ruhrwacht Dragons, hat bereits ohne ihn abgelegt.
Was in anderen Sportarten eine Katastrophe wäre, wird bei den Drachenbootlern locker gesehen. Die Paddelgemeinde ist übersichtlich und hilft sich gegenseitig. Obwohl fast 60 Mannschaften, darunter sechs Profi- und 34 Fun-Teams aus der Hansestadt, zum Festival gemeldet wurden, wurde nur mit 14 Booten gepaddelt. Die gehören Profi-Teams, die sie den anderen Mannschaften, vor allem den Freizeit-Paddlern, ausleihen.
„Ruderer sind leistungsorientiert und gehen abends um zehn Uhr ins Bett“, erklärt Organisator Wolfgang Behn den Unterschied. „Drachenbootpaddler wollen Leistung und Fun. Ich kenne kein Festival, bei dem es keine Party gab.“ Doch trotz Feier muß Behn am Sonntag um 6 Uhr aufstehen, damit um 7.30 Uhr die neuen Rennpläne ausgeteilt werden.
In perfekter Synchronität stechen die Mitglieder des KRG-Teams aus Schwerin ihre Paddel ins Wasser, im Gleichtakt heben und senken sich die Rücken. Wie ein Pfeil schießt ihr Boot durchs Ziel. Als einziges Team auf der 500-Meter-Strecke erreichen sie eine Zeit unter zwei Minuten. „Mit denen hätte man Wasserski laufen können“, staunt Corinna. So eng liegen Fun und Leistung beieinander.
Übrigens: Die Ruhrwacht Dragons sind natürlich zum Bootssteg zurückgekehrt und haben ihren fehlenden Mann an Bord genommen.
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