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Business Center vor dem Konkurs

■ Seit Wochen verhandelt ein Insolvenzexperte mit den Gläubigern des American Business Center am Checkpoint Charly. Seit dem Rückzug des Investors und dem Baustopp für zwei Gebäude sind die Zinsbelastungen ge

Nach der Rückabwicklung des Milliardenprojekts von Peter Kottmair am Leipziger Platz ist nun das American Business Center am Checkpoint Charly ins Trudeln geraten. Nach Informationen des Spiegel versucht der Heidelberger Insolvenzexperte Jobst Wellensiek seit mehreren Wochen, die Gläubiger des vom Konkurs bedrohten Projekts mit einem Sanierungskonzept zu besänftigen.

Ursache für die drohende Pleite war der Ausstieg des milliardenschweren Geldgebers Ronald Lauder im September des letzten Jahres. Kurz darauf hatte die Checkpoint Charly Development Corporation (CEDC) angekündigt, zwei der fünf Großblöcke auf dem Areal des ehemaligen Grenzkontrollpunkts auf Eis zu legen. Drei andere Blöcke des 1,4-Milliarden- Projekts, darunter das Philip-Johnson-Haus, ein Wohn- und ein Bürogebäude sind fertiggestellt oder stehen kurz davor.

Offenbar kam die Notbremse, die CEDC-Geschäftsführer Abraham Rosenthal damals gezogen hat, aber zu spät. Zwar ist das Johnson-Haus mittlerweile an die KapHag verkauft, doch die Zinsbelastung für das Projekt steigt. Insgesamt 40 Millionen Mark sollen laut Informationen des Spiegel an Verbindlichkeiten aufgelaufen sein. Nun zittern die Banken um ihr Geld.

Für die von Wellensieg angestrebte Sanierung müßten sowohl die beteiligten Banken, darunter die Berliner Volksbank, die DG- Bank, die Berliner Bank und die Dresdner Bank sowie die Gesellschafter der CEDC noch einmal nachschießen. Darüber hinaus sollen die Gläubiger auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. Nach Angaben von Rosenthal besteht mit sechzig Prozent der Gläubiger, neben zahlreichen Handwerksbetrieben auch der Siemens- Konzern, bereits Einigkeit darüber, auf drei Viertel der aufgelaufenen Schulden in Höhe von 15 Millionen Mark zu verzichten.

Unterdessen herrscht in der Baubranche und im Senat Unsicherheit. In der Bauverwaltung hieß es, daß man die Konkurrenz vom Potsdamer Platz wohl unterschätzt habe. Bausenator Klemann hofft nun, daß wenigstens das Sanierungskonzept gelinge.

Zwar hängt im Philip-Johnson- Haus eine überdimensionierte Werbetafel, auf der zu lesen ist: „Weiter geht's“ – ob die Hoffnung berechtigt ist, ist allerdings fraglich. Schon von Beginn an stand das amerikanische Renommiervorhaben, bei dem mit Lauder und Rosenthal zwei ehemalige US- Botschafter für das nötige Vertrauen der Anleger werben sollten, unter keinem guten Stern. Mehrfach wurde der Baubeginn hinausgezögert. Bereits im August 1994 wurde bekannt, daß sich die CEDC am liebsten von dem gesamten Vorhaben verabschiedet hätte. Statt dessen warb der Investor potentielle Büromieter in der jüngsten Vergangenheit mit einem intelligenten „Network Service“. Bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Die meisten Klingelbretter an den Checkpoint-Charly-Gebäuden sind verwaist. Uwe Rada

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