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Aidsmedizin zu teuer

■ Deutsche Aids-Hilfe will von Konzernen einen Preisnachlaß für Entwicklungsländer

Berlin (taz) – Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) hat die Pharmakonzerne aufgefordert, den Abgabepreis für Aidsmedikamente stärker zu senken. Die in Aussicht gestellte Verbilligung um 25 Prozent reiche für die ärmeren Länder nicht aus. Selbst 50 Prozent Nachlaß wären nicht genug, sagte gestern DAH-Bundesgeschäftsführer Stefan Edgeton. Zur Zeit werde weltweit nur jeder 10. Aidspatient angemessen behandelt.

Die Aids-Hilfe hatte drei Tage nach Ende der Genfer Welt-Aids- Konferenz zu einer Nachbetrachtung der größten Wissenschaftskonferenz eingeladen. Hans-Josef Linkens, DAH-Medizinreferent, bewertete Genf als Konferenz eines neuen Realismus. Die Euphorie über die neue Kombinationstherapie sei verflogen, von einer Auslöschung des Virus im Körper der Infizierten könne keine Rede sein: „Wir sind noch sehr weit von einer Heilung entfernt.“ Es gebe zwar eine immer größere Zahl von Medikamenten, doch durch Kreuzresistenzen – das Virus ist gegen mehrere Mittel gleichzeitig immun – reduziere sich das Arzneipotential erheblich. Um einen Durchbruch zu erzielen, seien „fundamental neue Ansätze“ nötig. Cori Tigges vom Aids-Frauen- Netzwerk berichtete über die „schwierige Diskussion“ der Virusübertragung von infizierten Müttern auf ihre Babies. In den ärmeren Ländern könne die Ansteckung zwar durch kurzzeitigen Einsatz antiviraler Mittel einige Wochen vor der Geburt verhindert werden, aber dann dürften die Mütter ihre Kinder nicht stillen und seien auf Milchzubereitungen mit häufig stark verschmutztem Wasser angewiesen. An Infektionen durch Dreckwasser würden mehr Kinder sterben als durch HIV, sagte Tigges. Deutschland stehe, wie Genf gezeigt habe, international sehr gut da, so Edgeton. Die Infektionszahlen seien niedriger. Daß Aids durch eine entschlossene Politik zu vermeiden sei, zeigten Uganda und Thailand. Beide Länder melden eine Reduzierung der Neuinfektionen. In Thailand werde dieser Erfolg durch gekürzte Budgets aber wieder gefährdet. Manfred Kriener

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