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Das PortraitEhrgeiziger Banklehrling

■ Tito Mbboweni

Mit seiner Ernennung wollte die südafrikanische Regierung die Flucht nach vorn antreten, doch bislang hat sie eher das Gegenteil erreicht. Der Fall des südafrikanischen Rand ging weiter, nachdem am Wochenende Tito Mboweni überraschend zum neuen Chef von Südafrikas Zentralbank ernannt worden war. Der 39jährige derzeitige Arbeitsminister soll Mitte Juli dieses Amt niederlegen. Dann hat er ein Jahr Zeit, um in die Lehre zu gehen – beim derzeitigen Zentralbankchef Chris Stals, der dann in den Ruhestand möchte.

Weil Gerüchte um dessen vorzeitigen Rücktritt in der vergangenen Woche die Abwertung des Rand weiter vorantrieben, sah sich die Regierung zum Handeln genötigt. Doch an die Kontinuität in der Finanzpolitik, die der künftige Präsident Thabo Mbeki mit der Ernennung Mbowenis unter Beweis stellen wollte, glauben auf den internationalen Märkten offenbar nur wenige. Dort ist Mboweni entweder gänzlich unbekannt oder als Vorzeigelinker der ANC-Regierung nicht gerade gut angesehen. Der Rand, der in den letzten Wochen gegenüber dem Dollar um ein Drittel an Wert verloren hat, fiel am Montag auf einen neuen Tiefstand (6,75 pro Dollar), ehe er sich ein wenig stabilisieren konnte.

Mbowenis größter Makel ist, kein Banker zu sein. Zwar hat er während seines Exils in den 80er Jahren Ökonomie studiert und war anschließend Chef der ANC-Wirtschaftsabteilung, er hat jedoch keinerlei Erfahrung mit Finanzpolitik. Jetzt fürchten viele, daß der ehrgeizige Arbeitsminister die bisherige Unabhängigkeit der Zentralbank gefährden könne.

Mbowenis Ernennung ist zweifellos eine politische Entscheidung. Mboweni ist loyales ANC-Mitglied, enger Vertrauter Mbekis – und schwarz. Damit ist er der erste schwarze Zentralbankchef überhaupt.

Als Arbeitsminister zeichnet Mboweni für eine Reihe von Gesetzen verantwortlich, die die Rechte von Arbeitnehmern schützen sowie zugleich größere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt erreichen sollen. Viele Ökonomen bezweifeln allerdings letzteres, und auch Mboweni selbst spricht gern von „kontrollierter Flexibilität“. Gemeint ist damit zum Beispiel ein umfassender Kündigungsschutz, den viele Geschäftsleute in einem Land mit 30 bis 40 Prozent Arbeitslosen für unvertretbar halten. Kordula Doerfler

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