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Wirbel auf den Finanzmärkten

■ Frankfurter und Londoner Börse schaffen Basis für europäischen Aktienmarkt

Frankfurt/Main/Berlin (dpa/ taz) – Der Start des Euros zum Jahreswechsel bringt die Briten in Zugzwang. Am Dienstag hat die Londoner Börse gemeinsam mit der Deutschen Börse AG verkündet, künftig eine „strategische Allianz“ bilden zu wollen. Erster Schritt: Gründung einer gemeinsamen Tochtergesellschaft und zentrale Orderbücher für britische und deutsche Blue Chips. Danach sollen Handel und Regeln vereinheitlicht werden.

Die Allianz zwischen Frankfurt und London symbolisiert stärker als Umsatztrends die Verlagerung von Gewichten in Europa. Mit der Euro-Zone entsteht auf dem Kontinent der zweitgrößte Kapitalmarkt der Welt nach den USA – und die Londoner City ist außen vor. „Offensichtlich besteht die Besorgnis, Marktanteile zu verlieren, wenn die Weichen nicht rechtzeitig gestellt werden“, kommentierte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Ulrich Ramm.

„Auf dem Kontinent läuft ohnehin alles auf Frankfurt zu“, sagte BfG-Sprecher Heinrich Schaumburg. Großbritannien habe den Europäern lange Zeit nicht zugetraut, ihr Währungsprojekt pünktlich auf die Beine zu stellen.

Allerdings hat sich auch die Deutsche Börse AG bewegt. Erst vor wenigen Monaten hatte sie über die bereits bestehende Allianz Eurex mit der Schweizer Börse eine stärkere Zusammenarbeit mit der Pariser Börse angekündigt. Um die Verhandlungen war es in letzter Zeit jedoch ruhig geworden. Die Franzosen wollten gestern keine Stellung beziehen.

Auf die zunehmende Bedeutung der Mainmetropole für Geschäfte mit Geld, Devisen und Wertpapieren hat auch der Branchenführer Deutsche Bank reagiert. Nach einem Aufwand von 170 Millionen Mark eröffnete sie im Januar in Frankfurt das größte deutsche Wertpapierhandelszentrum einer Geschäftsbank mit 750 Händlerplätzen. „Frankfurt hat die besten Chancen innerhalb des Euro-Währungsraums der führende Finanzplatz zu werden“, lautete damals die Begründung von Vorstandschef Rolf Breuer.

Da sich der Börsenhandel ohnehin stärker per Telefon oder via Datenautobahn entwickelt, dürften neue Faktoren die Bedeutung von Finanzzentren ausmachen. „Auch im Finanzgeschäft werden sich regionale Schwerpunkte herausbilden“, skizziert Ramm. Wo die Kreativen, die Analysten und die Fachjournalisten sitzen, das seien auf dem Weg zu mehr Dienstleistung die entscheidenden Argumente. Dabei wirke der Sitz der Europäischen Zentralbank am Main als wichtiger Standortfaktor. In den USA seien von den 500 Analysten der amerikanischen Zentralbank allein 250 am Hauptsitz in Washington tätig.

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