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Angst vor dem Tod

■ Die Hälfte aller HamburgerInnen fürchtet, in der Abstellkammer zu sterben

In Hamburg wird „einsam, anonym und unwürdig gestorben“. Diese Einschätzung teilen nach einer gestern präsentierten Umfrage im Auftrag der Deutschen Hospiz-Stiftung rund die Hälfte aller HanseatInnen. Dabei möchten sich 90 Prozent aller Menschen gerne in ihren eigenen vier Wänden aufhalten, wenn es mit ihnen zu Ende geht. Die anderen suchen einen würdigen Rahmen für die letzten Wochen auf Erden. Statistisch gesehen hat jedoch nur jeder 100.000ste Bundesbürger eine Chance auf einen Platz in einem Hospiz.

In 60 Prozent aller Fälle findet der Tod in Deutschland in einem Winkel des Krankenhausflures oder in der Abstellkammer statt. 15 Prozent der Alten und Kranken sterben in Heimen, nur etwa jede(r) Dritte stirbt zu Hause. Denn in mehr als der Hälfte aller Hamburger Haushalte leben Singles. Ein familiäres oder anderes soziales Umfeld ist eher selten. Selbst wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht, werden Sterbende in der Regel in eine Klinik eingewiesen, weil sich sonst niemand um sie kümmern würde.

„Der Unterschied zwischen Krebspatienten und Aidskranken ist, daß letztere oft Monate vor dem physischen Tod den sozialen Tod sterben“, sagte Almut Ledwig von der Deutschen Hospiz-Stiftung gestern. „Während Familien bei schweren Krankheiten in ihrer Mitte über sich hinauswachsen, erleben HIV-Positive genau das Gegenteil.“ Die Stiftung unterstützt das von Hamburg Leuchtfeuer betriebene Hospiz im ehemaligen Israelitischen Krankenhaus auf St. Pauli, in das am Montag die ersten drei Aidskranken eingezogen sind.

Für die elf Einzelappartements des Hospizes gibt es schon heute Nachfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. Leuchtfeuer arbeitet mit einem Pflegeschlüssel von eins zu eins, so daß die BetreuerInnen nicht nur die reine Versorgung übernehmen, sondern – anders als im Heim oder in der Klinik – auch Zeit haben, Gespräche mit den Sterbenden zu führen und ihre letzten Wünsche zu erfüllen. Lisa Schönemann

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