■ Mann des Tages: Der Racheengel mit der Pfeife: Esfandiar Baharmast (bricht eine Lanze)
Abgesehen vom rotsüchtigen Kolumbianer Toro Rendon war Esfandiar Baharmast der am schärfsten kritisierte Schiedsrichter dieser WM. „Unverschämt“ nannte etwa Günter Netzer den Strafstoß, den der US-Amerikaner den Norwegern kurz vor Ende des Spiels gegen Brasilien (2:1) zuerkannte. Jetzt schlug Baharmast zurück, nachdem Filmaufnahmen des schwedischen Fernsehens gezeigt hatten, daß sein Elfmeterpfiff wegen Festhaltens berechtigt war.
„Die Medien haben gegen die Schiedsrichter von hinten gegrätscht“, wetterte er und geißelte vor allem den fußballerischen Rassismus der Kommentatoren, die sich fast alle einig waren, daß ein Referee aus den USA oder einem beliebigen Drittweltland keine Ahnung haben könne. Vorurteile, mit denen am Dienstag auch der Araber Bujsaim zu kämpfen hatte, einer der renommiertesten Schiedsrichter der Welt, der das Spiel Brasilien-Niederlande leitete. „Es kann doch nicht ein Schiedsrichter ein WM-Halbfinale pfeifen, der von nirgendwo kommt“, schimpfte Hollands van Hooijdonk, dem Bujsaim einen Elfmeter verweigerte. „Nur weil er aus den Emiraten kommt, heißt das nicht, daß er keine Fußballregeln kennt“, hält Baharmast dagegen. Das sei, als würde man sagen, der Liberianer George Weah könne nicht Fußball spielen, weil er aus keiner großen Fußballnation kommt.
„Kein Schiedsrichter ist zufällig bei der WM“, stellte er klar. Der Turnierverlauf mit sehr einheitlicher Regelauslegung der Referees und ungewohnt exzellenten Linienrichterleistungen bei Abseitsentscheidungen gibt dem tapferen Kämpfer für seine Zunft recht. Dennoch: nicht auszudenken, wie Kohler und Vogts erst gezetert hätten, wenn es ein Ali Bujsaim gewesen wäre, der Wörns gegen Kroatien des Feldes verwies. Matti
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