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Kinder ohne Chancen

■ Laut Unicef sind 40 Millionen Kinder ohne Geburtsdokumente benachteiligt

London/Genf (epd/IPS) – Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat sich besorgt über die hohe Zahl nicht registrierter Kinder geäußert. Jährlich würden 40 Millionen Kinder nicht ordnungsgemäß erfaßt, heißt es in dem Jahresbericht 1998, den Unicef gestern in Genf vorstellte. Damit werde ein Drittel der Kinder ein Menschenrecht vorenthalten.

Das Fehlen der Geburtsurkunde stelle für die Kinder „eine fundamentale Bedrohung dar“, sagte Unicef-Chefin Carol Bellamy. Es seien vor allem Kinder aus armen Familien, die nicht registriert würden und damit noch tiefer ins soziale Abseits gerieten. In mindestens 20 Ländern hätten nicht registrierte Kinder kein Anrecht auf Schutzimpfung, in über 30 Staaten keinen Anspruch auf eine medizinische Versorgung. In fast allen Staaten sei der Identitätsnachweis Vorraussetzung für den Zugang zu Ernährungsprogrammen, den Schulbesuch, den Landbesitz und die Eheschließung. Wer über keine Ausweispapiere verfüge, komme besonders in Zeiten politischer Krisen in Schwierigkeiten. Viele Kinder in Krisengebieten müssen Unicef zufolge um ihre Sicherheit fürchten, weil sie offiziell nicht existieren und Unpersonen theoretisch kein Schaden zugefügt werden kann. Mehr als die Hälfte aller betroffenen Kinder lebe in Asien, rund ein Viertel in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, heißt es.

In Sierra Leone seien 90 Prozent der Kinder nicht erfaßt, in Simbabwe 60 Prozent. Als Gründe für diese Situation nannte Bellamy, daß es in vielen Staaten kein effektives System zur Erfassung ihrer Bürger gebe. Besonders die ärmeren Entwicklungsländer, die weder über die notwendigen Technologien noch über geschultes Personal verfügen, sehen sich kaum in der Lage, den Vorraussetzungen für eine moderne Registratur zu genügen. Zum anderen liegen Geburtsorte und Anmeldestellen häufig weit voneinander entfernt, was viele Eltern davon abhält, ihre Kinder amtlich eintragen zu lassen.

In Madagaskar sind es eher kulturelle Gründe für das geringe Echo der staatlichen Meldestellen. Dort gelten traditionelle Namen als heilig. Sie in einer Datenbank zu erfassen, empfinden viele Menschen als unwürdig. In einigen afrikanischen Staaten spielen auch rassistische Erwägungen eine Rolle. So war das hochmoderne Registrationssystem in Südafrika bis zu den ersten freien Wahlen 1994 ausschließlich in den Dienst der weißen Minderheit gestellt.

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