: Baggern unökologisch
■ Vertiefung der Fahrrinne vertreibt Elbfische von angestammten Brutplätzen
Die geplante Fahrrinnen-Vertiefung der Unterelbe für moderne Containerschiffe von derzeit 13 auf bis zu 16 Meter birgt ökologische Risiken. Das bestätigte der Leiter der Wassergütestelle Elbe, Heinrich Reinicke, gestern bei einer Routinemessung zur Wasserqualität. „Je mehr ausgebaggert wird, desto schneller können die Fluten von der Nordsee einströmen“, so Reinicke.
Die Folge ist eine Verschiebung der Brackwassergrenze (Süß- und Salzwasser gemischt) immer näher an Hamburg heran, was auch für die Elbfische problematisch ist. Sie müssen ihre angestammten Brut- und Aufzuchtgebiete verlagern. Viele „aquatische Lebensgemeinschaften“ gingen dabei den Bach runter. „Das ist so, als wenn sie nach 70 Jahren von Norddeutschland nach Bayern umgesiedelt würden.“ Seit 1965 sei die Brackwassergrenze um 20 Kilometer näher an Hamburg herangerückt. „Viele Süßwasserfische laichen inzwischen vor dem Kernkraftwerk Stade.“
Auch sonst scheint der Elbe eine strahlende Zukunft beschieden zu sein: Trotz des heißen Sommerwetters, das häufig für ein Absinken des Sauerstoffgehalts sorgt, geht es dem Fluß erstaunlich gut. Knapp sechs Milligramm Sauerstoff pro Liter habe man gemessen, teilte die Umweltministerin Sachsen-Anhalts und derzeitige Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe“, Heidrun Heidecke, mit. Die Schadstoffbelastung habe sich „stark verringert“. Was an neuen Kläranlagen liegt, aber auch einfach daran, daß nach der Wende viele Firmen im Osten pleite gingen und keine Abwässer mehr einleiten konnten.
Als Planschbecken ist die Elbe damit aber noch nicht geeignet: Von Krautsand elbabwärts stellten die Bakterien zwar keine Gesundheitsgefahr für Schwimmer mehr dar, unberechenbar blieben jedoch die Strömungen. hh
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