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Der arme Aufschwung

■ Mark und Dollar bedrohen Hamburger Exporte / DASA kriselt, Blohm + Voss rationalisiert / Wirtschaftssenator Rittershaus bleibt aber optimistisch Von Silke Mertins

Mit der Hamburger Wirtschaft steht es nicht zum besten. Aber eine Frohnatur wie Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus kann auch häßliche Fakten hübsch verpacken. Gestern stellte der von der Statt Partei entsandte zweite Bürgermeister den jüngsten Konjunkturbericht seiner Behörde vor.

Die gute Nachricht: Der Hamburger Export floriert auch weiterhin. Die schlechte: Die hanseatische Wirtschaft verdient nichts dran. Seit die D-Mark gegenüber dem Dollar immer mehr an Wert gewinnt, sind deutsche Produkte trotz Preiszugeständnissen im Ausland zu teuer. Innerhalb eines Jahres hat der Dollar fast 20 Prozent gegenüber der D-Mark verloren. Das exportorientierte Hamburg – rund 90.000 Arbeitsplätze hängen vom Außenhandel ab – ist stärker von der starken Mark betroffen als der Bundesdurchschnitt. „Über 50 Prozent der Hamburger Ausfuhren gehen in Länder, die gegenüber der D-Mark abgewertet wurden“, bedauert Senator Rittershaus. Währungskrisengeschüttelt ist besonders die DASA in Finkenwerder, die zu fast 100 Prozent am Dollartropf hängt. Der Vertragspreis für den Airbus bleibt, auch wenn man für den schwächelnden Dollar immer weniger Mark bekommt, während Löhne und Materialien nicht billiger werden. „Die Belegschaften machen sich große Sorgen“, so Rittershaus, „der niedrige Dollar verlangt weitere Rationalisierungen.“ Aber, beruhigt der Berufsoptimist, „wir sind mit dem Vorstand im Gespräch“.

Auch was die Zukunft der Werften betrifft, ist Rittershaus zuversichtlich. Zwar müsse Blohm + Voss 500 bis 600 Arbeitsplätze abbauen. Doch ab 1997 werden die Werften „konkurrenzfähig sein, auch ohne Werftenhilfe“. Das Zauberwort zur Überlistung der asiatischen Dumping-Preise heißt High-Tech: „Das ist unsere Chance“, schwärmt Rittershaus.

Positives konnte der Senator für Wirtschaft allerdings auch vermelden: „Ganz frisch“ sei ihm auf den Tisch geflattert, daß das deutsch-amerikanische Software-Unternehmen „Bertelsmann Online“ ebenso nach Hamburg kommen wird wie der Arzneimittelhersteller Glaxo Welcome Plc. Um den Standort habe man mit Nordrhein-Westfalen und Berlin heftig gerungen.

Bei rund zwei Prozent Wachstum in Hamburg im vergangenen Halbjahr und soviel wirtschaftspolitischem Optimismus stören nur die Arbeitslosen (siehe Bericht unten). Die bleiben nämlich gleich viele, prognostiziert die Behörde. Schuld daran sind laut Rittershaus die steuerhinterziehenden „Schwarzarbeiter“. Und ein bißchen auch die SPD mit ihren Gewerbesteuererhöhungsplänen. Da müsse man „sehr, sehr aufpassen“, denn ein teurerer Standort „macht die Geschäfte noch schwieriger“.

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