„Alles Pressequatsch“

■ Privatagent Werner Mauss will für seine Vermittlung in Kolumbien nichts kassiert haben

taz: Herr Mauss, haben Sie Ihre Mittlertätigkeiten der letzten Monate mit Minister Schmidbauer abgestimmt?

Mauss: Nein. Die deutsche Regierung hat damit überhaupt nichts zu tun, wir haben das nach unserer Freilassung mit den kolumbianischen Behörden abgestimmt.

Der gewählte Präsident Andrés Pastrana unterhält ebenso wie Sie gute Beziehungen zu den Unionsparteien. War dies von Bedeutung?

Ich kann dazu nichts sagen. Nur soviel: Pastrana haben wir bereits im Frühjahr 1996 über den Aufenthalt der Guerilla in Deutschland voll informiert.

Ist die Konrad-Adenauer-Stiftung beteiligt?

Nein, das läuft alles über die Bischofskonferenz. Nicht wir, sondern Bischof Lehmann hat die Sache mit der deutschen Regierung abgesprochen.

Sie haben Lösegeldzahlungen an die Guerilla vermittelt, um Geiseln freizubekommen. Haben Sie eine persönliche Verantwortung für das Erstarken der ELN?

Nein. Wir habe einen einzigen Bargeldbetrag an die ELN bezahlt für die Befreiung, zwei Millionen Dollar. Sonst ist nichts bekannt.

In einem Entführungsfall 1996 haben Sie die hohen Lösegeldforderungen der ELN an eine dänische Fima mit dem Argument übermittelt, darin seien auch Ihre Kosten enthalten.

Dabei handelt es sich um Unkosten. Bei Entführungen werden auf beiden Seiten sehr scharfe Gespräche geführt. Ich habe versucht, die Mitteilungen der ELN der Firma zu übermitteln, um schnell zu einer Lösung zu kommen.

Was sagen Sie zu dem Einwand, als früherer Mittler von Mannesmann und Siemens brächten Sie wirtschaftliche Interessen ins Spiel, die den Friedensprozeß zweifelhaft erscheinen ließen?

Totaler Quatsch. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft hat anderthalb Jahre gebraucht, um die Vorwürfe zu untersuchen. Es ist festgestellt worden, daß wir niemals gegen das Gesetz verstoßen haben.

Was haben Sie von Siemens für Ihre Tätigkeiten, angefangen mit den Verhandlungen über die Medelliner S-Bahn, erhalten?

Keinen Pfennig. Wir haben nur unsere Kosten bezahlt bekommen, die Staatsanwaltschaft hat das eingehend geprüft und festgestellt, daß das alles Pressequatsch war.

Warum haben Sie sich nach Ihrer Freilassung weiter in Kolumbien engagiert?

Aus Begeisterung für das Land. Wir haben bestimmte Ideale, und die habe ich in den letzten 30 Jahren nie verletzt. Die Vorwürfe in der Presse beruhten alle auf Intrigen. Wir waren 9 Monate im Gefängnis. Die Kraft zu besitzen, nach unserer Entlassung den Friedensprozeß weiterzuführen und wieder ins zentrale Camp der Guerilla zu gehen, das hat niemand außer uns so gemacht. Interview: Gerhard Dilger