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■ VorschlagMittelalter und Metal mit Subway to Sally im Tempodrom

Zuletzt war an dieser Stelle ausführlich die Rede davon, wieviel Spaß es momentan macht, Berliner Bands zu gucken, wieviel sich so bewegt in Garagen und Wohnzimmern. In viel größeren Räumlichkeiten und Erfolgsspuren hingegen tummeln sich seit geraumer Zeit eine ganz andere Fraktion von Bands, die zumeist aus Berlin oder Ostdeutschland stammen. Bands wie Mutabor, Rammstein, Oomph!, Knorkator oder Subway To Sally; Bands, die alle eine Art Metal- und Rocksound spielen, diesen aber mit ganz viel Archaik, Naturgewalt, Mystik und altertümlichen Schnickschnack anreichern. Sinn dieser Musiksache, möglicherweise: „Ich schlag' die Welt zu Trümmern und bau' sie wieder auf“, wie es in „Mephisto“, einem Song auf Subway To Sallys aktuellem Album „Bannkreis“, heißt.

Subway To Sally kommen aus Potsdam und arbeiten seit 1994 (so auch der Titel ihres Debüt-Albums) an ihrem sogenannten Folkmetal. Als „Klang-Alchemisten“, die sie laut Plattenfirma sind, stellt es für sie kein größeres Hindernis dar, Metal-Riffs mit Dudelsäcken, Schalmeien, Violinen und Geigen zu verbinden. Das mag angehen und funktionieren, doch kongenial zu dieser mitunter düster-romantischen Folkseligkeit sind auch die Texte von Subway To Sally: deutsch, frei von Anglizismen, mystisch, düster verschwiemelt und verschwurbelt. Hört man Subway To Sally, befindet man sich immer dort, wo der „Regen fällt wie nie vorher“, wo „der Schnitter geigt ein Lied für die Toten im Bauch der Erde“. Oder sie singen: „Ich sitze auf dem Thron der Welt, ich lange viel zur Erde, es kommt mein Reich und meine Zeit, wenn ich geboren werde, ein Harlekin mit bösem Blick, ... ich komme als Jüngling und als Weib.“ So jedenfalls heißt es im Song „Das Rätsel“. Wer sich da wiederfindet? Keine Ahnung, aber Subway To Sally scheinen in Wort und Text an den Befindlichkeiten von zunehmend mehr Leuten zu rühren. Als Vorband übrigens treten heute abend im Tempodrom die Merlons auf, eine Erlanger Band, deren Sound – wie soll es anders sein? – ebenfalls eine Mischung aus Mittelalter und Pop darstellt. Gerrit Bartels

Heute ab 20 Uhr, Tempodrom, In den Zelten

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