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Neue Streiks in Südkorea

■ Die Regierung in Seoul läßt Haftbefehle gegen Gewerkschaftsführer ausstellen

Seoul (AFP) – Am zweiten Tag des Generalstreiks in Südkorea hat die Regierung ihr angekündigtes hartes Durchgreifen gegen illegale Arbeitsniederlegungen wahrgemacht. Wie die Polizei mitteilte, ergingen Haftbefehle gegen 43 Gewerkschaftsführer wegen Aufrufs zum Streik, darunter auch gegen den Vorsitzenden der Gewerkschaft der Metallarbeiter (FMWU), Dan Byung Ho, und den Vorsitzenden der Automobilgewerkschaft bei Hyundai, Kim Kwang Shik.

Als Reaktion auf die Haftbefehle drohten die Dachgewerkschaften KCTU und FMWU mit weiteren Streiks für Mittwoch kommender Woche. Die Gewerkschaften kritisierten, die Entscheidung der Regierung, gegen die Streikführer vorzugehen, könne die Lage nicht verbessern. Die Metallarbeiter kündigten an, sie wollten ihren Ausstand heute fortsetzen. Die KTCU rechnete mit einer Beteiligung von 146.000 Beschäftigte an dem Streik gegen drohende Massenentlassungen. Das Arbeitsministerium erklärte, die Produktion habe in den meisten Bereichen aufrechterhalten werden können. Es hätten sich nur rund 30.000 Menschen an dem Ausstand beteiligt. In Seoul nahmen rund 5.000 Menschen an einer Deomonstration gegen die Entlassungen teil.

Mehrere Bankengewerkschaften sagten unterdessen ihre Teilnahme an den Protesten ab. Im Bankensektor werden nach der Schließung von fünf Instituten in der vergangenen Woche voraussichtlich bis zu 10.000 Beschäftigte ihre Stelle verlieren. Ein Gewerkschaftsvertreter sagte nach einer Krisensitzung, es gebe noch Verhandlungen mit der Regierung. Diese hatte unter anderem den Kündigungsschutz gelockert, um die Sanierung angeschlagener Unternehmen zu erleichtern.

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