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■ Nachschlag„Gartenzwerg auf Ecstasy“ – Faberhaft & Guth im Tränenpalast

Deutschland erlebt einen Comedy-Boom, da ist Nachwuchs dringend gesucht. Und wie sich angehende Pianisten irgendwann alle einmal erst durch „Für Elise“ und andere Fingerübungen quälen müssen, scheint es auch für Parodisten eine Art Grundkurs zu geben. Dieter Faber und Martin Guth waren artige und fleißige Schüler. Das ist schön, nur eben ein abendfüllendes Programm ist das noch nicht. Denn, sind wir mal ehrlich, können Parodien (und seien sie noch so gut) von Herbert Grönemeyer, Peter Maffay, Udo Lindenberg und Konstantin Wecker überhaupt noch komisch sein? Ach je, dann muß tatsächlich auch Marcel Reich-Ranicki noch mal dran glauben, der zur Abwechslung mal nicht das Telefonbuch und auch nicht das Kursbuch der Deutschen Bahn, sondern Glückwunschverse zum Geburtstag rezensiert. Und auch die „ran“-Talkrunde mit Lothar Matthäus, Berti Vogts und Franz Beckenbauer kann nur freundliches Lächeln hervorrufen. Zu stark sind die Vorbilder. Ein Olli Dittrich gibt in solchen Dingen nun mal die Meßlatte vor – und die hängt hoch.

Das mag auch das Grundproblem von „Faberhaft & Guth“ sein: Das Feld der Parodien ist abgegrast. Der blonde Emil ist perfekter, Ingo Appelt einfach bösartiger, Michael Mittermeier schneller und absurder. Im fliegenden Szenewechsel der Sketche gelingt es den beiden Jung-Komödianten nur bedingt, eigene Bühnencharaktere zu entwickeln. So folgt Gag auf Gag, manchmal gar nicht soo schlecht dargeboten, aber zu Begeisterungsstürmen will man sich dann doch nicht aufraffen. Bei den leidigen Konzerten der Klavierschulklassen sitzen ja auch nur die stolzen Eltern mit unruhigem Blick auf die Armbanduhr. Und dabei hat das Duo aus Gießen ja noch den Heimvorteil des Hessen. Wer so redet, hat mindestens einen Lacher schon mal auf seiner Seite. Die Comedy-Kollegen Martin Schneider und „Badesalz“ leben von dieser sprachlichen Benachteiligung ja schon einige Jahren und ziemlich gut. Und tatsächlich gehören die eingestreuten Männerrunden mit Stammtischgeschwätz und dumpfem Phrasengedresche zu den besten Szenen. Haarscharf an der Realität vorbei und nicht so langatmig übertrieben wie ihre Exkursionen ins Cyber-Raver-Deutsch oder die Selbsterfahrung beim „Man-Birthing“. Axel Schock

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