: Warnung vor Hysterie
■ Kinderschutzbund zur Rolle der Polizei
Berlin (taz) – Daß die Polizei nicht vehement genug gegen die Verbreitung von Kinderpornographie im Internet vorgehe, befindet der deutsche Kinderschutzbund. Der Handel mit Kinderpornobildern sei ein knallhartes Geschäft, und viele der Täter könnten sich zu Recht in Sicherheit wiegen, sagte Geschäftsführer Walter Wilken gestern zur taz. Er forderte eine Verschärfung des Multimediagesetzes. Die Internet-Provider müßten verpflichtet werden, die Codes (Lockfiles) ihrer Nutzer mindestens vier Monate zu speichern. Dann hätte die Polizei jedenfalls ausreichend Zeit, den Tätern auf die Spur zu kommen.
Allein die bayerische Polizei bemühe sich ernsthaft, den Pornohandel im Internet einzudämmen, glaubt Wilken. Mit ihrer anlaßunabhängigen Recherche würde sie mit Abstand am meisten Täter aufspüren. In den anderen Bundesländern würde die Polizei allenfalls auf Hinweise reagieren und sich ansonsten mit Schutzbehauptungen aus der Verantwortung stehlen. Die Behauptung, daß das Internet zu anonym sei, um Pornohändlern auf die Spur zu kommen, sei schlichtweg falsch, meint der Kinderschützer. Er habe feststellen müssen, daß offenbar vielen Polizisten das technische Know- how fehle.
Seit geraumer Zeit versucht der Kinderschutzbund, Eltern und Pädagogen fortzubilden. Denn vom Mißbrauch durch die Pornoindustrie seien vor allem Kinder betroffen, die wenig selbstbewußt sind, weiß der Bundesgeschäftsführer des Kinderschutzbundes, Walter Wilken. Er warnte vor einer Hysterie im Zusammenhang mit den jüngsten Meldungen. Es gelte vielmehr, „vernünftig und produktiv“ mit dem Thema umzugehen. hsp
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