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Krümmel bleibt vorerst abgeschaltet

■ Atomaufsichtsbehörde: Sicherheitsmängel müssen genauer untersucht werden. AKW-Betreiber HEW wollen vor Gericht ziehen

Kiel (taz) – Der Streit um die Sicherheit im Atomkraftwerk Krümmel östlich von Hamburg spitzt sich zu. Das schleswig-holsteinische Energieministerium, das die Atomaufsicht hat, kündigte gestern an, der Siedewasserreaktor an der Unterelbe bleibe auf unbestimmte Zeit abgeschaltet.

„Bevor die Ursache für die Risse an den Speisewasserrohren und für die kaputte Schraube im Bereich der Steuerstäbe nicht geklärt und der Schaden beseitigt ist, wird Krümmel nicht wieder ans Netz gehen“, sagte Staatssekretär Wilfried Voigt (Grüne). „In keinem Fall“ könne der von der Betreiberin Hamburgische Electricitätswerke (HEW) geplante Wiederanfahrtstermin Mitte August eingehalten werden. Die Ursachen der Probleme seien noch nicht geklärt, das Bundesumweltministerium aber „bereits informiert“. Ein Ausstieg aus der Atomkraft, „der politisch gewollt ist“, aufgrund der Mängel sei „atomrechtlich“ leider nicht möglich.

Die HEW drohten der Aufsichtsbehörde daraufhin mit Klage: Die lose Schraube an den Steuerstäben sei sicherheitsirrelevant. „Weltweit, unter anderem in Schweden und der Schweiz“, so ein Sprecher zur taz, gebe es zahlreiche Reaktoren, die ohne eine solche Sicherheitsmutter auskämen. Das zweite Sicherungssystem, die Zuganker, reiche aus, um einen Sturz der Steuerstäbe zu verhindern. Die HEW wollen deswegen beantragen, das Akw ein Jahr lang ohne Schraube laufen zu lassen. Dabei wollen sie es auch auf einen Rechtsstreit ankommen lassen.

Staatssekretär Voigt reagierte empört auf den geplanten Schraubenverzicht: „Das machen wir nicht mit.“ Das Ansinnen des Energiekonzerns widerspreche „der AKW-Genehmigung und auch den Regelungen des Betriebshandbuchs“. Danach müssen sämtliche sicherheitsrelevanten Änderungen aufwendig genehmigt werden. Insofern „sehen wir einer Klage gelassen entgegen“, so Voigt. In ganz Deutschland gebe es keinen Siedewasserreaktor ohne Sicherheitsschrauben am Antriebsgehäuse.

Während der jährlichen Routine-Revision, zu der Krümmel seit dem 19. Juni abgeschaltet ist, waren zunächst Risse an den Speisewasserrohren, die direkt zum Reaktorherz führen, entdeckt worden – auch an neuen, erst 1994 sanierten Rohren. Am Freitag bemerkten die Gutachter zudem eine lockere Mutter an den Steuerstäben. Diese sind das „Gaspedal“ eines Akws: Sie bestimmen, wie viele Kernspaltungen stattfinden. Löst sich die Mutter, können die Stäbe bis zu zwei Zentimeter herunterfallen. Dabei besteht die Gefahr, daß radioaktiv verseuchtes Kühlwasser austritt. Heike Haarhoff

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