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Unterm Strich

Und hier die Fortsetzung unserer Wetterbetrachtungen: Auch diese Erwärmung wurde herausgerechnet. Jetzt hätte – nach dem konventionellen Lehrbuchwissen – die Temperaturverteilung vom Zufall regiert werden müssen. Dem war aber nicht so.

In der Fachsprache der Chaostheorie handelt es sich bei der gefundenen Gesetzmäßigkeit um ein sogenanntes „Potenzgesetz“. Ein erstes Beispiel dafür wurde Anfang der dreißiger Jahre von George Kingsley Zipf entdeckt, der an der Harvard-Universität Deutsch unterrichtete. Er fertigte Listen mit der Häufigkeit von Wörtern in einer Sprache an und fand heraus, daß das zweithäufigste Wort halb so häufig auftritt wie das häufigste Wort, das dritthäufigste Wort ein Drittel so häufig und so weiter. Zipf glaubte damals ein Gesetz gefunden zu haben, das die Geistes- von den Naturwissenschaften unterscheidet, doch ironischerweise kennt man heute die meisten Potenzgesetze aus der Natur. Übrigens folgen auch die Einkommensverteilung im oberen Einkommensbereich (der zweitreichste Mensch ist etwa halb so reich wie der reichste Mensch usw.) oder die Größe von Städten einem Potenzgesetz. Entsprechend diesem Potenzgesetz scheint es tatsächlich einen fundamentalen Mechanismus des Wettergeschehens zu geben, der heißt, daß das Wetter von heute aus dem Wetter von gestern entsteht und eine gewisse Erhaltungsneigung besitzt. Nur, was für ein Wetter haben wir heute? Gibt es die nächsten 20 Jahre 37 Grad Celsius oder Dauergewitter und Hagel?

Hat sicher auch mit dem Wetter zu tun, aber nicht nur: In der gut gekühlten Berliner Gemäldegalerie ist am Mittwoch, fünf Wochen nach der Eröffnung, bereits die 100.000. Besucherin begrüßt worden. Sylvie Jacquet aus Guadelupe erhielt neben Blumen und einem Katalog freien Eintritt.

Nach mehr als vierjähriger Generalsanierung wird heute die Alte Pinakothek in München feierlich wiedereröffnet. Die weltberühmte Gemäldesammlung mit vielen Werken alter Meister erhielt bei der rund 75 Millionen Mark teuren Sanierung eine – wer sagt es – moderne Klimaanlage zum Schutz der Bilder, vielleicht aber auch zur Freude der Besucher. Gegen Attentate wurden die Bilder verglast, gegen den Diebstahl der Meisterwerke eine neue Sicherheitsanlage eingebaut.

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