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AnalyseRegionalmacht Iran

■ Der jüngste Raketentest löst Besorgnis und Mißtrauen aus

Das Wettrüsten im Nahen Osten geht weiter. Während Israel mit seinen vermeintlichen 200 Atomsprengköpfen die weltweit letzte nicht offen erklärte Nuklearmacht bleibt und die Geheimnisse des irakischen Waffenprogrammes von den UN-Waffeninspektoren noch immer nicht vollkommen geklärt sind, hat sich nun auch wieder der Iran im Club der hochgerüsteten Regionalmächte angemeldet. Seit dem Wochenende ist es amtlich: Teheran hat seine erste selbstgebaute Mittelstreckenrakete getestet.

Mit 1.300 Kilometern Reichweite kann die neue Schahab-3- Rakete so ziemlich jeden Punkt im Pulverfaß Nahost erreichen: den alten Kriegsgegner Irak, den Erzfeind Israel, alle Staaten der arabischen Halbinsel, mit denen Iran um die Vormacht am Golf hadert, und nicht zuletzt die dort stationierten 20.000 US-Soldaten.

Kein Wunder, daß die USA besorgt auf den neusten Raketentest reagierten. Noch im Februar hatte das Pentagon den Bau einer iranischen landgestützen Mittelstreckenrakete als „schlimmstmögliches Szenario“ beschrieben. Mit den derzeit existierenden unzulänglichen Anti-Raketen-Systemen öffne dies ein „Fenster der Verwundbarkeit“ für die US-Truppen am Golf. Doch US-Geheimdienste winkten ab, mit dem Hinweis, daß der Iran mindestens 10 Jahre brauchen werde, um ein solches Raketensystem zu entwickeln. Wieder einmal hat der CIA in puncto Iran geschlafen, wie vor 19 Jahren, als er von der islamischen Revolution überrascht wurde.

Die offizielle US-Strategie am Golf bekommt mit den iranischen Raketen eine neue Dimension. Laut erklärter US- Doktrin müssen sowohl der Iran als auch der Irak möglichst klein gehalten und isoliert werden. In den letzten Monaten war der Sinn und Zweck dieser Politik angesichts einer Entspannung in den Beziehungen zwischen USA und Iran selbst in den USA immer wieder in Frage gestellt worden. Die Raketen liefern nun den Befürwortern dieser Politik der doppelten Eindämmung in Washington neue Argumente.

Für die arabische Welt und allen voran die Golfstaaten unterstreicht der Raketentest den Anspruch des Iran, auch auf militärischem Gebiet als Regionalmacht ein Wörtchen mitzureden. Irans Versuche der letzten Monate, sich wieder an die arabische Welt anzunähern, werden nun auf Mißtrauen stoßen. Und Israel wird sich wieder an die Tage von Schimon Peres erinnern, als das Thema Iran als eine der größten Bedrohungen des jüdischen Staates monatelang durch die Presse ging und Palästinenser und Syrien fast schon vergessen schienen. Das Kräftegleichgewicht im Nahen Osten ist wieder in Bewegung geraten. Nach bewährter Logik werden nun Irans Nachbarn mit eigenen Rüstungsprogrammen nachziehen. Karim El-Gawhary

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