■ Vorschlag: Let's groove tonight: Earth Wind & Fire in der Columbiahalle
Die Idee zu Earth Wind & Fire entstand im Kopf von Maurice White, als er in den 60er Jahren mit dem Ramsey Lewis Trio durch Asien tourte. Damals beschäftigte sich der in Memphis geborene, später bei Muddy Waters arbeitende Schlagzeuger intensiv mit Astrologie, Buddhismus und Mystik. Nach drei Jahren und zehn LPs mit Ramsey Lewis wollte White etwas Eigenes auf die Beine stellen. In seinem Sternzeichen Schütze fand er nur Erde, Wind und Feuer.
Nach der Namensgebung suchte sich White 1971 einen Haufen Musiker zusammen, zu denen auch sein baßspielender Bruder Verdine gehörte. Anfangs noch jazzig, wurden seit der zweiten LP die Gesangspartien zwischen Maurice White und Philip Bailey mit seinem markanten Falsett aufgeteilt. Stechende Bläsersätze prägten den Sound der Band, nach vier Jahren gelang mit „Shining Star“ ein Hit, der es sowohl auf Platz 1 der schwarzen R & B- und der weißen Pop-Charts schaffte. Wie vom Fließband kamen Erfolgsnummern, darunter „Serpentine Fire“, „Fantasy“ und „Let's Groove“.
Nahtlos gelang Earth Wind & Fire die Synthese von Rock und Soul, Disco und Funk. Sie zählten zu den ersten Schwarzen, die Pyrotechnik einsetzten und bombastisches Bühnendesign, etwa eine Pyramide oder Würfel, in denen Verdine verschwand, damit Maurice danach wieder herauskam. Manchmal schwebte der Bassist auch querliegend über die Bühne, oder das Schlagzeug rotierte wie ein Riesenrad auf Speed: beeindruckend. 1983 trennten sich EW&F. White und Bailey nahmen Solo-Platten auf, seit 1986 gibt es immer wieder mal Reunion-Tourneen und –Platten.
Welche Tricks sie diesmal vorführen? Plateauschuhe und gerüschte Glitzerhemden jedenfalls bleiben in der Mottenkiste. „Damit würden wir uns jetzt nur lächerlich machen“, so Philip Bailey. Mal sehen, wie zeitgemäß die Musik wird. Norbert Hesse
Heute, 20 Uhr, Columbiahalle, Columbiadamm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen