: Tennis-Fedcup: Nach Abstieg droht Abstieg
Moskau (dpa) – Als Teamkolleginnen, Trainer und Betreuer am Sonntag abend beim Abschluß- Diner im Hotel „Baltschug Kempinski“ den Fedcup-Frust des 1:4- Debakels im Abstiegsspiel gegen Rußland verdauten, saß Anke Huber bereits im Flugzeug nach Deutschland. „Es ist ihr genehmigt worden“, kommentierte Teamchef Markus Schur die Angelegenheit, fügte aber hinzu: „Ich sehe das nicht gerne. Auch wenn wir verloren haben, sollten wir als Mannschaft wegfahren.“ Der Cheftrainer hatte erst nach dem Doppel, in dem Jana Kandarr und Meike Babel für den einzigen deutschen Sieg in der Druschba-Halle sorgten, von Hubers Abreise erfahren und forderte ganz bewußt ein Signal seiner Nummer eins: „Ich erwarte, daß die Mannschaft, die hier abgestiegen ist, für das Ziel Wiederaufstieg zur Verfügung steht.“ Diese Zusage gab es von Huber allerdings vor ihrer Abreise nicht: „Ich möchte mich noch nicht festlegen. Die Fedcup-Woche ist immer eine Belastung und mein Turnierkalender schon sehr voll“, sagte die 23jährige.
Eine Rückkehr des Fedcup- Teams in die Weltliga I steht in den Sternen. Der Abstieg bedeutet für den DTB Einnahme-Ausfälle von gut und gerne zwei Millionen Mark für 1999. Der Herren-Sektor mit dem lukrativen Daviscup dürfte noch größere Priorität erhalten. „Wir stehen immer hintenan“, weiß Schur nicht erst seit Sonntag.
Auch in der Weltgruppe II drohen schwere Gegner wie Belgien oder Tschechien. Nach der Auslosung Anfang September in New York muß der neue Kurs festgelegt werden. Schur: „Machen wir den totalen Neuanfang und lassen den Nachwuchs ran, auch auf die Gefahr hin, noch einmal abzusteigen? Oder suchen wir mit allen Mitteln den kurzfristigen Erfolg?“ Letzteres hieße Werben um das bestmögliche Team mit Anke Huber und Steffi Graf, zu der selbst ihr ehemaliger Trainingspartner kaum noch Kontakt hat: „Sie kapselt sich komplett ab“, sagte Schur.
Langfristig setzt der 36jährige auf neue Nachwuchs-Konzepte. „Boris Becker und Carl-Uwe Steeb haben glücklicherweise zwei wie Nicolas Kiefer und Thomas Haas.“ Bei den Frauen dagegen sei die Situation wie bei den Fußballern. „Das ist die gleiche Diskussion. Wir haben Talente, aber der Übergang von den Juniorinnen zu den Damen wird nicht geschafft.“
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