Den Haß überwinden

■ Algerische Opposition ruft energisch zur Aussöhnung auf – unter Einschluß der FIS

Madrid (taz) – Algeriens Opposition nutzt die Anwesenheit einer UN-Beobachterkommission, um ihrer Forderung nach „Frieden und nationaler Aussöhnung“ Gehör zu verschaffen. Ein entsprechender Aufruf wurde gestern veröffentlicht: Algerien sei, heißt es darin, dank der seit Ende 1991 anhaltenden politischen Krise ein „schwacher Staat, in dem Korruption herrscht, die Freiheiten eingeschränkt werden und die Wirtschaft am Ersticken ist“. Nur eine Konferenz zur nationalen Aussöhnung unter Beteiligung „aller politischen Kräfte des Landes, ohne Ausnahme“, könne das von „Haß, Intoleranz und Spaltung bestimmte politische Klima“ ändern.

Unter den Unterzeichnern befinden sich der Vorsitzende der Algerischen Liga zur Verteidigung der Menschenrechte (LADDH) Abdenour Ali Yahia, der erste Staatspräsident nach der Unabhängigkeit, Ben Bella, und der ehemalige Generalsekretär der Einheitspartei FLN, Abdelhamid Mehri. Neu in der Gruppe der Dialogbereiten ist Abdelkader Hachani, Nummer drei der Islamischen Heilsfront (FIS). Zwar hat die 1992 verbotene Partei auch schon bei frühreren Gelegenheiten Friedensaufrufe unterschrieben, doch immer vom Ausland aus. Mit Hachani, der erst letzten Sommer aus der Haft entlassen wurde, steht erstmals ein im Land lebender FIS- Führer hinter einem solchen Appell. Reiner Wandler