: Apartheid am Allermöher Badesee
Hunde nur noch im Hundesee erlaubt. Frauchens und Herrchens empört ■ Von Silke Mertins
Der schöne lindgrüne Wildlederrock von Christine Els-Meltzer blieb nicht lange sauber. Mehrere Dutzend Hunde sprangen ins Wasser, stürmten alsbald mit Stock oder Ball zurück und schüttelten ihr Fell just vor, neben oder hinter der Frau aus, die im Bezirk Bergedorf für Garten- und Naturschutzangelegenheiten zuständig ist. Auch der Bundfaltenhose von Verwaltungsdezernent Klaus Wolters wurde dieses Schicksal nicht erspart. Die Herrchens und Frauchens hatten weder Zeit noch Muße, sich um derlei Nebensächlichkeiten zu kümmern. In kollektiver Empörung redeten sie auf die Herrschaften vom Amt ein, als diese gestern den ersten Hundebadesee Hamburgs in Allermöhe einweihten.
„In einer Nacht- und Nebelaktion wurde hier ein Zaun gezogen“, wettert etwa Erich Hesselbarth, Herrchen des dreijährigen Schäferhundes Alex. „Was Sie uns hier anbieten, ist doch wohl eine Lachnummer.“ Denn: Ursprünglich trafen sich die Familien mit ihren Hunden an einer sandigen Stelle am Allermöher See. Dort konnten Kinder, Erwachsene und Vierbeiner vereint planschen. „Den Platz haben wir immer picobello saubergehalten“, sagt Sonja Kalkofen, Frauchen des Golden Retrievers Natascha (4). Jahrelang. Nun aber sollen Hunde nur noch im Allermöher Randfleet, wenige Meter vom See entfernt, baden dürfen. „Eine stinkige Brühe“, sind sich die HundebesitzerInnen einig. Über 200 Unterschriften haben sie gegen die Apartheid am Allermöher See gesammelt.
„Der Fleet wird ja noch geflutet“, hält Els-Meltzer dagegen. „Hunde und Menschen dürfen nun mal nicht zusammen baden.“ Es gebe eine entsprechende Vorgabe der Umweltbehörde. Hygienisch müsse das so sein.
Die Hundeliebhaber wollen diese Regelungswut nicht einsehen. Man zahlt schließlich Hundesteuern. Ihr bevorzugter Treffpunkt ist mehrere hundert Meter vom Badestrand entfernt. Und außerdem: „Wer pinkelt und kackt denn ins Wasser?“ fragt Heidrun Lenz, Besitzerin der beiden Eurasier Eltje (12) und Eljas (7). „Haben Sie schon einmal einen Hund gesehen, der sein Geschäft im Wasser macht? Das machen doch nur Menschen!“ Man solle sich den Menschenstrand doch mal ansehen. Der sei im Gegensatz zum Hundetreff mit Müll übersät. Und trotz der Toiletten treibe es die Badenden in die Büsche.
Die Herrschaften vom Bezirk hatten sich wohl etwas mehr Dankbarkeit für die Schaffung eines Hundebadesees erhofft. „Wir wollen die strikte Trennung auch für die, die nicht mit Hunden im selben See baden wollen“, sagt Wolters. Und seine Kollegin Els-Meltzer droht, sie könne auch anders, „wenn die Bürger unvernünftig sind“.
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